Auch wenn es absehbar war: Die Nachricht, dass die «Schweiz am Sonntag» eingestellt wird und neu zur «Schweiz am Wochenende» wird, bewegt die Schweizer Medienlandschaft. Betroffen vom Entscheid des Aargauer Verlegers Peter Wanner ist auch Somedia-Verleger Hanspeter Lebrument.
Seine «Südostschweiz», die bis anhin am Sonntag ebenfalls die «Schweiz am Sonntag» mit Regionalteil an ihre Abonnenten verteilte, stützt die Entscheidung Wanners, wie er im Interview mit dem Klein Report sagt.
Herr Lebrument, hat Sie Peter Wanner vorab von seinen Plänen, die «Schweiz am Sonntag» einzustellen und daraus die «Schweiz am Wochenende» zu machen, konsultiert und informiert?
Hanspeter Lebrument: «Der Entscheid erfolgte im gegenseitigen Einverständnis und nach gegenseitigen Konsultationen und wird beidseitig als richtig betrachtet.»
Können Sie die Entscheidung von Peter Wanner nachvollziehen?
Lebrument: «Absolut. Die Konzentration auf das Wochenende mit Ausgabe am Samstag scheint uns eine sinnvolle Sache.»
Die Mitbewerber «NZZ am Sonntag», «SonntagsZeitung» und «Sonntagsblick» haben zwar am Sonntag einen Konkurrenten weniger, dafür ist ihnen die «Schweiz am Wochenende», die künftig bereits am Samstag erscheint, einen Tag voraus. Ein kluger Schachzug also?
Lebrument: «Die grosse Zeit der Sonntagzeitungen war jene, als praktisch alle ‚Primeurs’ in den abonnierten Sonntagszeitungen zu lesen waren. Das Fernsehen, das Radio und die Tageszeitungen legten am Sonntagabend oder spätestens am Montag mit Geschichten nach. So lebten alle von den abonnierten Sonntagszeitungen. Alle nationalen VIPs suchten die Sonntagszeitungen als Erstmedien. Die Medien, aber auch die VIPs durchschauten das Spiel und verzichteten weitgehend auf die Nacherzählung oder Erstinterviews in abonnierten Sonntagszeitungen.»
Die Sonntagszeitungen sind also nach Ihren Angaben schon lange nicht mehr das, was sie mal waren. Und man verlegt sie deshalb besser auf den Samstag, wie es das bei der «Schweiz am Sonntag» der Fall ist. Man spart sich so auch noch elegant die Kosten eines zusätzlichen Drucks?
Lebrument: «Dies und andere Gründe führten auch bei abonnierten Sonntagszeitungen zu Schwierigkeiten und Rückgängen - in Werbung und Nutzermarkt. Letzte Woche etwa war Blochers Vorschlag der subventionierten Schweizer Kraftwerke oder die Olympiakandidaturen der Westschweiz und dem Bündnerland zuerst in den Tageszeitungen zu lesen oder im Radio und Fernsehen zu hören, aber nicht wie früher in den abonnierten Sonntagszeitungen, die immer stärker zu Wochenzeitungen werden.»
Die Einstellung der «Schweiz am Sonntag» bringt unter anderem auch einen Stellenabbau bei der Vertriebsgesellschaft Presto-Presse-Vertriebs AG mit sich. Die Verantwortlichen sprechen von 800 betroffenen Mitarbeitern. Eine Hiobsbotschaft so kurz vor Weihnachten. Wie hoch ist der Anteil der betroffenen Verteiler in Ihrem Streuungsgebiet?
Lebrument: «Bei der Somedia haben wir keine Abgänge, da wir die Verteilung der Sonntagzeitungen aus Zürich weiterhin machen.»