«In 10 Jahren gibt es kein Fernsehen mehr, kein Internet und auch keine Zeitung.» Diese provokante These warf Publigroupe-CEO Hans-Peter Rohner am Simsa-Roundtable am Mittwochabend in die Runde.
Für die Zukunft versprach er: «Es wird `das neue Medium` geben, das aus den vorher genannten entsteht.» Ex-Bakom-Direktor Marc Furrer, der jetzt der Eidgenössischen Kommunikationskommssion vorsteht, war Rohners These etwas zu provokant, doch er räumt ein: «Es trifft zu, dass die Leute immer selektiver auswählen werden.» Diskutiert haben die beiden zusammen mit Prof. Anton Gunzinger, ETH Zürich, Prof. Kurt Imhof, Uni Zürich, sowie der Film- und Fernsehproduzent Dominik Kaiser («The Ring Thing»). Der Roundtable zum Thema «Medien in der E-Society» wurde von der TV-Moderatorin Christine Maier geleitet. Eingeladen ins Miller`s Studio in die Mühle Tiefenbrunnen hatte die Simsa - Swiss Interactive Media and Software Association anlässlich ihres 10. Geburtstags.
Was die Werbung in den neuen Medienwelten betrifft, zeigt sich Rohner optimistisch: «Die Werbung bleibt so wichtig, wie sie ist, oder sie wird noch wichtiger. Was sich ändern wird, sind die Werbeformen.» Der Soziologieprofessor Kurt Imhof gibt zu bedenken, dass Spiel, Unterhaltung und Information immer mehr auf der gleichen Plattform zu finden seien. «Das hat zur Folge, dass sich die Inhalte stärker konkurrenzieren als früher.» Trotz oder gerade wegen der neuen Medienvielfalt mit den schier unendlichen Auswahlmöglichkeiten suchen die Mediennutzer immer noch jemanden, der die Inhalte aufbereitet und auswählt.
Für Anton Gunzinger spielt die Bequemlichkeit eine gewisse Rolle. «Man will jemanden, der einem die Inhalte aufbereitet.» Kurt Imhof fügt hinzu: «Es braucht immer noch ein Leitmedium.» Alle sind sich einig, dass bei der Informationsflut auch die Frage auftaucht, welcher Quelle man vertrauen kann. Für diese «trusted sources» werden die Nutzer auch bereit sein Geld auszugeben. In diesem Zusammenhang befürchtet Kurt Imhof, dass eine Informationselite entstehen wird, weil relevante Informationen in Zukunft teurer werden. Marc Furrer blickt trotz all dieser Fragen optimistisch in die Zukunft. «Neue Technologien können genutzt werden, um mehr Pluralität zu schaffen.» Er wünscht sich auch eine weitere Emanzipierung des Journalismus: «Neue technische Möglichkeiten bieten neue Horizonte.»