Der Titel seines Begrüssungsreferates «Eine Tasse Kaffee am Tag: Warum Zeitungen ihr Geld wert sind. Selbstbehauptung einer selbstbewussten Branche in Zeiten der Bedrängnis», hat der Präsident des Verbandes Schweizer Presse, Hanspeter Lebrument, nicht selbst gewählt. Kari Lüönd, Leiter des Medieninstituts des Verbandes, habe ihn vorgeschlagen, erklärte Lebrument. Sein Titel hätte viel mehr heissen können: «Verwirrt sucht eine Branche einen Ausweg aus einem konjunkturellen und teils selbst verschuldeten Schlamassel». Doch auch dieser Titel würde nicht ganz zutreffen. Denn immerhin, so erfährt man später vom Generaldirektor der PubliGroupe, Hans-Peter Rohner, hätten weltweit 10% aller Verlage noch immer einen Cash-Flow von 20% ihres Umsatzes erwirtschaftet, die Hälfte aller Verlage über 10%.
Dennoch hat die Branche ein Preisproblem. Verglichen mit den jährlichen Ausgaben eines Haushaltes für Medien, sinke ihr Anteil, rechnete Lebrument vor: Für Radio werden jährlich 169 Franken, für TV 281, für den Kabelanschluss 240 und für das Internet im Schnitt 500 Franken pro Jahr und Haushalt ausgegeben - gleichviel wie für Printprodukte. «Für die Verlage ist die Gefahr gross, dass die elektronischen Medienkosten pro Haushalt bald die 1000-FrankenGrenze überschreiten.» Und was bleibt dann noch für Print übrig? «Im Jahr 2002 hat die Post erstmals weniger als eine Milliarde abonnierter Zeitungen verteilt. Und letztes Jahr ist die Auflage nochmals gesunken.»
Lebrument sieht die Schweizer Printbranche, die zwar noch immer als führend in Mitteleuropa gelte, in einem Konkurrenzkampf mit den elektronischen Medien, die durch Gebühren finanziert werden. Dieser Kampf könnte sich mit dem neuen Radio- und TV-Gesetz noch verstärken: Während sich die Printbranche gegen Monopolvorwürfe durch die Wettbewerbskommission wehren muss, «gewinnen die grossen, elektronischen Medien- und Kommunikationskonzerne immer mehr Marktanteile». Er forderte deshalb die Sprengung des Gebührenmonopols der SRG und verwies einmal mehr auf das letztes Jahr vom Verband erarbeitete «Dossier Presseförderung», um einen fairen Wettbewerb wieder herzustellen. Glücklicherweise sei es dem Verband gelungen, bei der zweiten Lesung des RTVG «gewichtige, aber noch nicht alles entscheidende Korrekturmassnahmen durch eine Kommissionsmehrheit zu erreichen.»
Doch damit nicht genug. Im Mittelpunkt seiner künftigen Arbeit ständen nun drei Forderungen:
- Bekämpfung des Medienartikels und der Medienkonzentrationsartikel auf Verfassungs- und Gesetzesstufe
- Beteiligung der Medienhäuser mit ihren elektronischen Medien an den Gebühren von Radio und Fernsehen
- Ersatz des gestrichenen Artikels 15 des Postgesetzes und des Medienartikels durch das vom Verband erarbeitete Dossier Presseförderung auf Gesetzesstufe
Ob der Preis für die Printprodukte angehoben werden könne, wurde in einer Diskussionsrunde mit Lebrument, Sebastian Turner und Peter Glotz erörtert. Erstaunlich: Ein Abonnement der «Süddeutschen Zeitung» kostet pro Jahr 500 Franken. Damit, so sollte man meinen, lägen Preiserhöhungen in der Schweiz noch lange drin. Doch: Während mit tieferen Preisen kaum Abonnenten gewonnen werden können, ist es fast sicher, dass mit höheren solche verloren werden. Eine Preiserhöhung sei damit ein reiner Bauchentscheid.
Dienstag
06.01.2004