Eine neue Wendung im Ringen um die Zukunft von Suhrkamp: Hans Barlach will in letzter Minute verhindern, dass der Verlag in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wird. Erst am Mittwoch hatte das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg dem Insolvenzplan, der eine gesellschaftsrechtliche Umwandlung vorsieht, zugestimmt.
Barlach, der 39 Prozent an der heutigen Kommanditgesellschaft hält, will der Mehrheitseignerin, die Familienstiftung um Ulla Unseld-Berkéwicz, per Eilantrag untersagen lassen, auf der Gläubigerversammlung Anfang Oktober für den Sanierungsplan zu stimmen.
Mit einer Zustimmung würde die Familienstiftung gegen die «gesellschaftlichen Treuepflichten» verstossen, argumentiert Barlach. Durch die Umwandlung verlöre Barlach bedeutende Mitspracherechte. Er wirft der Verlagsleitung um Unseld-Berkéwicz vor, die Zahlungsunfähigkeit absichtlich herbeigeführt zu haben, um ihn aus dem Unternehmen zu drängen.
Bereits am Montag setzte das Bundesgericht in Lausanne den Schlusspunkt unter ein paralleles Verfahren. Es lehnte eine Beschwerde von Barlach ab, mit der er verhindern wollte, dass er fünf Millionen Franken plus Zinsen an den Schweizer Unternehmer Andreas Reinhart zahlen muss. Barlachs Schulden stammen von der Übernahme der Anteile des ehemaligen Suhrkamp-Gesellschafters im Jahr 2007.
Vorab gab der Verlag bereits die künftigen Aufsichtsräte der Aktiengesellschaft bekannt: der frühere FDP-Innenminister Gerhart Baum, Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger und Marie Warburg, die Frau des früheren Kulturstaatsministers Michael Naumann.