Hannes Britschgi (67) verlässt Ringier. Seit zwölf Jahren leitet der Journalist die Ringier-Journalistenschule («Jouschu»).
Der Klein Report hat sich mit Britschgi über die Entwicklung und die Herausforderungen der Ausbildungsstätte unterhalten und wie es für ihn mit 67 Jahren beim Zürcher Journalistenpreis weitergeht.
Werden Sie alle ihre Aufgaben bei Ringier niederlegen oder in welcher Form werden sie für das Medienhaus auch über Ihren Abgang als Schulleiter hinaus noch tätig sein?
Hannes Britschgi: «Ich habe meinen Arbeitsvertrag bei der Ringier AG gekündigt.»
Sie haben während vielen Jahren die Ringier Journalistenschule geleitet. Wenn Sie kurz vor Schluss nochmals zurückschauen: Wie haben Sie die Schule geprägt?
Britschgi: «Übernommen habe ich ein einjähriges Ausbildungsprogramm. Damit die Auszubildenden mehrere Redaktionskulturen erfahren, habe ich das Zwei-Jahres-Modell eingeführt. Die Volontärinnen und Volontäre besuchten zudem jedes Jahr für drei Monate eine Gastredaktion – extern oder intern, in der Schweiz oder im Ausland. Und natürlich habe ich die Ausbildung im digitalen Handwerk forciert.»
Was war die grösste Herausforderung in den letzten zwölf Jahren?
Hannes Britschgi: «Das Tempo im Redaktionsalltag ist enorm gestiegen. Den Nachwuchs dafür fit zu machen, ohne das klassische Handwerk zu vernachlässigen, war nicht ohne.»
Gibt es Ideen, die unverwirklicht blieben?
Britschgi: «Die Ringier Journalistenschule wieder für Externe zu öffnen, ist bis heute nur eine Möglichkeit geblieben.»
Auf dem Schweizer Bildungsmarkt für Journalisten schossen in den letzten Jahren die Angebote wie Pilze aus dem Boden. Es gab neue Subventionierungen und neue Anbieter drangen auf den Markt. Gleichzeitig schrumpft der Stellenetat bei den meisten Medienhäusern. Wie positioniert sich die Ringer Journalistenschule in diesem Marktumfeld?
Hannes Britschgi: «Die Ringier-Journalistenschule startete 1974. Sie ist die älteste Ausbildungsstätte der Deutschschweiz und geniesst eine ausgezeichnete Reputation. Als kleine, feine Schule ist sie privat finanziert und kann damit hoch flexibel auf die aktuellen Herausforderungen reagieren. Sie operiert einmalig nahe am Berufsalltag und prägt mit ihren Abgängern das Who's who im Schweizer Journalismus.»
Was unterscheidet die «Jouschu» von anderen journalistischen Ausbildungen?
Britschgi: «Die klare Fokussierung auf die Berufspraxis. Wir holen die besten Profis von der Front ins Schulzimmer. Nach zwei Jahren hat die Klasse damit ein Netzwerk von rund 40 erfahrenen Berufsleuten im Kontakt-File. Und der Unterricht findet im schönsten Schulhaus der Schweiz statt – in der Villa Römerhalde in einem grossen Park auf einem Hügel über Zofingen.»
Nun sind sie 67 und geben die Schulleitung der «Jouschu» ab. Beim Zürcher Journalistenpreis dürfte ja auch ein Generationenwechsel anstehen. Wie sieht es dort für Sie aus?
Hannes Britschgi: «Als Jurypräsident habe ich in den vergangenen Jahren die personelle Erneuerung (und damit auch die Verjüngung) vorangetrieben. Da sind wir absolut in der Spur.»
Die goldenen Zeiten des Journalismus sind passé. Die klassischen Medien haben ihre einstige monopolartige Stellung als Gatekeeper des öffentlichen Diskurses verloren. Ein nicht mehr vernachlässigbarer Teil der Bevölkerung hat sich von den «Mainstream-Medien» abgewendet. Mit Ihren 40 Jahren Berufserfahrung im Rücken: Wo sehen Sie die Zukunft des Journalismus?
Britschgi: «Die Corona-Pandemie hat eindrücklich gezeigt, dass sich die Menschen, wenn es wirklich drauf ankommt, auf die journalistisch aufbereitete Information verlässt und bei den bewährten Marken Orientierung sucht. Unsere professionelle Methode hat nach wie vor eine Zukunft.»
Sie kommen nun ins Pensionsalter. Was haben Sie vor?
Hannes Britschgi: «Konkret, keine Ahnung. Ich bin offen für Neues.»