Marken- und Produktpiraterie werden in der EU ein immer grösseres Problem. Im 2002 wurden an den EU-Aussengrenzen fast 85 Millionen gefälschte Produkte beschlagnahmt, im ersten Halbjahr 2003 waren es bereits 50 Millionen, teilte die EU-Kommission am Montag mit. Im Gegensatz zu früher beschränken sich die Raubkopien nicht mehr auf Luxusgüter. Immer mehr Güter des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel, Mobiltelefone, Akkus, Kinderspielzeug, Autoteile und sogar Medikamente werden gefälscht. «Diese Produkte sind jedoch gefährlich, denn nichts garantiert, dass sie den Sicherheitsnormen entsprechen» warnte der für Zollfragen zuständige EU-Kommissar Frits Bolkestein. Offensichtlich haben im Vorjahr auch die Zigarettenfälschungen deutlich zugenommen. Ausdrücklich warnt die EU auch vor gefälschten Handys, deren Akkus explodieren können. Ein deutlicher Rückgang wurden bei Raubkopien von CDs, DVDs und Kassetten verzeichnet. Wurden 2001 noch 40 Millionen Raubkopien beschlagnahmt, waren es im Vorjahr nur noch zwölf Millionen. Immer mehr verbreitet sind dagegen gefälschte Handys. Ihr Anteil stieg zwischen 2000 und 2002 um 503 Prozent. Im selben Zeitraum wurden auch doppelt so viele Modeprodukte wie Gürtel, Brillen und Handtaschen beschlagnahmt.
Geändert hat sich auch der Verbreitungsweg für Produktfälschungen. Immer öfter werden sie per Post unter potenzielle Kunden gebracht. Nach Angaben der EU-Kommission liegt das zum einen am Erfolg der Internet-Bestellungen. Zum anderen lässt sich bei dieser Vertriebsart der Absender weniger leicht identifizieren. Unverändert ist hingegen die Herkunft der Waren: Zwei Drittel kommen nach wie vor aus Asien, vor allem aus Thailand und China.
Montag
24.11.2003