Ein Berufungsgericht hat die Haftstrafe für den marokkanischen Journalisten Ali Lmrabet wegen Beleidigung von König Mohammed VI. um ein Jahr auf drei Jahre reduziert. Die Richter in der marokkanischen Hauptstadt Rabat bestätigten zugleich das Verbot der satirischen Wochenblätter «Demain» und «Doumane», die von Lmrabet als Chefredakteur geleitet wurden, wie die staatliche Nachrichtenagentur MAP am Dienstag berichtete.
Der 43-jährige Journalist, für den sich zahlreiche Organisationen in aller Welt eingesetzt hatten, befindet sich seit über 40 Tagen in einem Hungerstreik. Lmrabet war in erster Instanz zu vier Jahren Haft verurteilt worden, weil er eine Fotomontage von den Hochzeitsbildern des Königs veröffentlicht hatte. Ausserdem hatte er ein Interview nachgedruckt, das ein marokkanischer Monarchie-Gegner der spanischen Zeitung «Avui» in Barcelona gegeben hatte. Darin waren das Budget des Königshauses und die Zugehörigkeit der spanischen Ex-Kolonie Westsahara zu Marokko in Frage gestellt worden.
Der Prozess gegen den Chefredakteur war in westlichen Medien als ein wichtiger Test für die Pressefreiheit in Marokko eingestuft worden. Mohammed VI. hatte bei seiner Thronbesteigung 1999 der Presse grössere Freiheiten eingeräumt. In letzter Zeit gehen die Behörden nach Ansicht von Beobachtern jedoch wieder verstärkt gegen kritische Medien und Journalisten vor. Lmrabet ist der Repräsentant der Organisation «Reporter ohne Grenzen» in Marokko. Siehe auch: «Reporter ohne Grenzen» fürchtet um marokkanischen Journalisten
Dienstag
17.06.2003