Alessandro Sallusti, Chefredaktor der Mailänder Tageszeitung «Il Giornale», ist wegen Verleumdung zu 14 Monaten Haft verurteilt worden. Die Kassationsrichter in Rom haben ein zweitinstanzliches Urteil von 2011 gegen den Journalisten bestätigt.
Die Verurteilung geht auf einen im Jahr 2007 veröffentlichten Artikel zurück, der den Turiner Staatsanwalt Giuseppe Cocilovo verleumdet hatte. Verfasst hatte den Artikel ein Redaktor Sallustis, der damals die zum Medienimperium von Ex-Premier Silvio Berlusconi gehörende Tageszeitung «Libero» geleitet hatte. Sallusti sei als Chefredaktor für die Verleumdung mitverantwortlich, urteilten die Richter.
Nach zweieinhalbstündiger Verhandlung beschloss das Kassationsgericht am Mittwoch, den Antrag Sallustis auf Freispruch abzulehnen. Die von Staatsanwalt Gioacchino Izzo vorgebrachten strafmildernden Umstände fanden bei den Richtern ebenfalls kein Gehör. Nun wird ein Gericht in Mailand entscheiden, wo und wie der Journalist die Haftstrafe zu verbüssen hat. Bis dahin bleibt Sallusti auf freiem Fuss.
Mehrere Politiker, die Journalistengewerkschaft und rechtsorientierte Zeitungen kritisierten das Urteil des Kassationsgerichts als Anschlag auf die Informationsfreiheit. «Es ist inakzeptabel, dass ein Journalist beim Ausüben seiner Tätigkeit eine Haftstrafe riskiert», kommentierte der italienische Verlegerverband FNSI das Urteil.
Sallusti, regelmässig als politischer Kommentator in TV-Sendungen zu Gast, zählt zu den bekanntesten italienischen Journalisten. Seine Tageszeitung ist der Regierung Monti gegenüber kritisch eingestellt.


