Auf den Fernsehsender Al-Dschasira hat es einen gross angelegten Hackerangriff gegeben. «Die Internetseiten des katarischen Senders sind nicht mehr erreichbar, das TV-Programm teilweise auch nicht», teilt Reporter ohne Grenzen (ROG) am Freitagmorgen mit.
Der Journalistenverband verurteilt die konzertierten Repressalien mehrerer arabischer Staaten gegen den Sender im Zusammenhang mit der diplomatischen Krise um das Golf-Emirat Katar.
Saudi-Arabien hat am vergangenen Sonntag das Al-Dschasira-Büro in der Hauptstadt Riad geschlossen und die Lizenz entzogen, nachdem das Land bereits vor zwei Wochen die Webseite des Nachrichtensenders gesperrt hat. Auch Jordanien kündigte die Büroschliessung in Amman an.
Die Sperrung der Webseiten haben vor mehreren Tagen auch Ägypten, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) vollzogen.
Gemäss Reporter ohne Grenzen haben Bahrain und die VAE «Medien beziehungsweise Nutzern sozialer Netzwerke Strafen für Äusserungen der Sympathie gegenüber Katar angedroht».
Und die staatliche Nachrichtenagentur Saudi Press Agency beschuldigte Al-Dschasira der Verbreitung von Propaganda von Terrorgruppen. Der Sender unterstütze die Huthi-Rebellen im Jemen und versuche, Uneinigkeit in Saudi-Arabien zu säen, berichtet Reporter ohne Grenzen.
Das Königreich Saudi-Arabien ist bereits mehrfach gegen Al-Dschasira vorgegangen. «Ohnehin beschneidet das Königreich die Pressefreiheit in vielfältiger Weise: Zensur ist tägliche Praxis. Verboten sind etwa Kritik an Religionsführern, ungenehmigte Berichte über Gerichtsverfahren oder Berichte über die Proteste der schiitischen Minderheit», hält Reporter ohne Grenzen zu Saudi-Arabien fest.
«Mit dieser massiven Repressionswelle gegen einen Nachrichtensender von internationaler Bedeutung demonstrieren Saudi-Arabien und seine Verbündeten ihre völlige Geringschätzung der Medienfreiheit», erklärte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr.