Die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) hat sich am Dienstag «entsetzt» darüber gezeigt, «dass der Réduit-Mythos und die damit verbundene Geschichtslüge, die Armee hätte uns vor den Nazis gerettet, durch das öffentlich-rechtliche Fernsehen wieder belebt wird», wie es in einer Mitteilung heisst. Um an die Opfer der Schweizer Kriegsmaterialexporte sowie der Flüchtlingspolitik zu erinnern, plant die GSoA darum verschiedene Gegen-Aktivitäten. Zudem werde Nationalrat Josef Lang, Mitglied des GSoA-Vorstandes, in der September-Session eine dringliche Interpellation zum Auftritt von Militärminister Ueli Maurer an der Grossveranstaltung zum 70. Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs wie auch zur Geschichtspolitik des Schweizer Fernsehens einreichen.
Die GSoA erinnert in ihrer Mitteilung daran, dass im Zweiten Weltkrieg mehr als 50 Millionen Menschen umgekommen sind. Zudem wurden 6 Millionen Jüdinnen und Juden systematisch umgebracht. «Die Schweiz hat die Kriegsmaschinerie der Nazis mit Waffenlieferungen, Krediten, Logistikleistungen und vielem mehr unterstützt», schreibt die GSoA weiter. Der Sinn des Réduits habe wesentlich darin bestanden, eingezogene Soldaten wieder in die Produktion zu entlassen, um dem Bedarf der deutschen Kriegsindustrie zu entsprechen.
«Ein Fernsehen und ein Bundesrat, die minimalen ethischen Standards genügen wollen, stellen diese menschlich viel relevanteren Geschehnisse in den Mittelpunkt und nicht den Réduit-Mythos», kritisiert die GSoA weiter. Sie fordert das Schweizer Fernsehen auf, aus Respekt gegenüber den Opfern der Schweizer Kriegsmaterialexporte, Kreditvergaben und Flüchtlingspolitik ihre Réduit-Übung sofort abzubrechen. Die ideale Sendezeit soll stattdessen für Berichte über die menschlichen Schlüsselfragen, beispielsweise das Schicksal jüdischer Flüchtlinge, zur Verfügung gestellt werden.
Dienstag
28.07.2009



