In diesen Tagen gibt es jede Menge Action rund um die Kinowelt. Am Wochenende durfte in der Schweiz wieder Popcorn genossen werden – und zwar stilecht in einem Kino.
Der Branchenverband ProCinema hat für die Öffnung der Lichtspielhäuser ein Schutzkonzept erarbeitet. Das würde man auch in Hollywood schätzen. Aber bleiben wir zuerst in der Schweiz.
Neben der Handhygiene ist hier Distanzwahrung vorgeschrieben. Nicht mehr als 300 Zuschauer im Kinosaal. Links und rechts von Einzelgästen oder Paaren muss mindestens ein Sitz frei bleiben. Im Foyer darf es keinen Auflauf geben. Kinos mit mehreren Sälen müssen die Verkehrsströme koordinieren. An neuralgischen Punkten sind Masken empfohlen. Die Kinos müssen sie aber nicht selber anbieten. Ob der Kiosk offen ist, muss das Kino selber entscheiden.
In der Filmsprache formuliert gibt es also noch kein garantiertes Happy-End für die Kinobetreiber in den nächsten Wochen. Wirtschaftlich gesehen dürfte es eher zum Cliffhanger werden.
Nächste Szene: In den USA wird eine Katastrophe erwartet. In der Nacht auf Donnerstag hat nämlich die grösste Kinokette der Welt für einen möglichen Katastrophenfilm zumindest das Drehbuch präsentiert. AMC (American Multi-Cinema) hat in einer Pflichtmeldung bei der US-Börsenaufsicht «erhebliche Zweifel» am Fortbestand des Unternehmens angemeldet, wenn sich die Situation in den Filmtheatern nicht bald wieder normalisiert. Für das erste Quartal - das nur zum Teil von der Schliessung wegen Corona betroffen war - rechnet AMC mit einem Verlust von 2,1 bis 2,4 Milliarden Dollar.
Die Kette AMC bespielt allein in den USA 8400 Kinoleinwände – was 20 Prozent aller US-Kinos bedeutet. Das bedeutet 200 Millionen Besucher pro Jahr – ausser der Starbösewicht heisst «Corona».
Seit Mai 2012 gehört AMC zu 100 Prozent der chinesischen Wanda Group (Immobilien, Luxushotels, Unterhaltung, Internet). Inzwischen beherrscht AMC auch grosse Kinokomplexe in England, Hongkong, Mexiko, Frankreich, die UCI-Kinos in Deutschland, Österreich, Spanien. In der Schweiz ist man noch nicht präsent.
Der Konzern hatte im April für Aufsehen durch einen handfesten Streit mit dem Hollywood-Studio Universal gesorgt. Universal hatte angesichts der Kino-Schliessungen den Animationsfilm «Trolls World Tour» direkt in den Online-Verleih gebracht.
Das Studio war zufrieden damit. Universal stellte deshalb in Aussicht, dass neue Filme in Zukunft gleichzeitig in die Kinos und in den Online-Verleih kommen könnten. AMC-CEO Adam Aron hingegen verkündete, man werde keine Filme von Universal mehr in den Kinos des Konzerns zeigen, weder in den USA noch in Europa.
Gegenschnitt: Netflix hat mit der Eigenproduktion «Extraction», ein Actionthriller mit Superstar Chris Hemsworth, bereits im ersten Monat über 90 Millionen Haushalte per Stream bedienen können.
Aber damit es vielleicht doch noch ein Happy-End gibt, soll hier im Abspann wenigstens eine ganz aktuelle Studie von Ernst & Young zitiert werden: Wer viel streamt, geht tendenziell auch häufiger ins Kino.