Der «Spiegel» kommt nicht nur Ruhe: Rückläufige Auflagen und stark fallende Vermarktungserlöse belasten die Geschäfte des deutschen Nachrichtenmagazins aus Hamburg.
Jetzt wurde auch bekannt, dass renommierte Autoren wie Dietmar Hawranek das Nachrichtenmagazin verlassen wird. Der Wirtschaftsjournalist geht im nächsten Jahr von Bord. Ein schwerer Schlag für das Verlagshaus, da Hawranek als einer der bestvernetzten Branchenjournalisten in Deutschland gilt.
Der Auto-Redaktor gehört zu den 111 Mitarbeitern des Medienunternehmens, der das Vorruhestands-Modell unterzeichnet hat. Darunter sind nach auch Dieter Bednarz (Nahost-Experte), Jörg Kramer (Sport), Conny Neumann (Büro München), Ansbert Kneip (Redaktionsleiter Dein Spiegel), Thomas Hüetlin (Kultur-Ressort, Nannen-Preisträger) sowie Horand Knaup (Hauptstadt-Büro).
Da aber viele der betroffenen Mitarbeiter erst im nächsten Jahr das Unternehmen verlassen, hat Chefredaktor Klaus Brinkbäumer genügend Zeit, geeignete Nachfolgeregelungen zu treffen. Dies kommt ihm gelegen, denn den Nannen-Preisträger treiben derzeit andere Sorgen. Er muss sich in der nächsten Zeit vor allem um ein tragfähiges, wirtschaftlich erfolgreiches Paid-Content-Modell bemühen. Es soll dazu führen, dass das Traditionshaus wieder mehr umsetzt.
Allein in 2014 sind die Werbeerlöse nach dem jüngsten Innovationsreport auf 54,9 Millionen gefallen. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Brinkbäumer muss daher gegensteuern. Dafür will der Journalist in den nächsten drei Monaten im Tagesgeschäft kürzertreten. So werde er lediglich die Cover-Gestaltung und grosse Geschichten des gedruckten Magazins begleiten, heisst es.
Doch eine Paid-Content-Strategie ist nicht die einzige Aufgabe, die Brinkbäumer zu lösen hat. Wie aus dem Innovationsreport hervorgeht, müssen er und seine Kollegen insbesondere die behäbige Organisationsstruktur zwischen dem gedruckten Heft, Spiegel Online und Spiegel-TV räumlich und inhaltlich aufbrechen, um die Zusammenarbeit in der Belegschaft zu verbessern.
So wird in dem von 20 Mitarbeitern erstellten Bericht beispielsweise gefordert, einen Crossmedia-Desk zu etablieren. Er soll aus einem flexiblen Reporterpool bestehen, der alle Kanäle bedient und «hierarchisch bei den Chefredaktionen» angesiedelt ist.
Doch das ist nicht alles. Eine bessere Kommunikation zwischen den Mitarbeitern, weniger zeitraubende Sitzungen, ein neues Wir-Gefühl sollen das Nachrichtenmagazin aus der Agonie führen. Denn nur so ist es möglich, dass Deutschlands «Sturmgeschütz der Demokratie» (Rudolf Augstein) an Scoops wie die «Panama Papers» kommt, mit dem die «Süddeutsche Zeitung» derzeit weltweit für Furore sorgt.