Der Pilotversuch von Ringier und SRG, in dessen Rahmen das Schweizer Fernsehen dem «Blick» Bewegtbildbeiträge zur Verfügung stellt, stösst bei den grossen Schweizer Verlagen auf Zustimmung. Die Aussagen fallen zwar noch vorsichtig aus, doch Opposition zeichnet sich nicht ab.
Hanspeter Lebrument, Präsident des Verbandes Schweizer Medien, begrüsst den Pilotversuch von Ringier und der SRG. «Dieses Modell entspricht den Vorschlägen des Verbandes», erklärte er am Mittwoch gegenüber dem Klein Report. Er sei von Ringier-CEO Marc Walder über die Zusammenarbeit von Ringier und SRF informiert worden.
Bei Tamedia klingt es ähnlich, Unternehmenssprecher Christoph Zimmer vertritt die Ansicht, dass auch die SRG einen Nutzen aus der Kooperation ziehen kann. «Es ist sicher sinnvoll, wenn die gebührenfinanzierten Inhalte auf diese Weise einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden könnten», sagte er am Mittwoch zum Klein Report.
Natürlich könnten aber auch die privaten Verlage von den SRG-Beiträgen profitieren, glaubt Zimmer. Ob Tamedia eine Kooperation anstrebt, das wollte er hingegen nicht bekannt geben.
«Eine solche Zusammenarbeit könnte vielleicht für einzelne Medien interessant sein, diese Frage muss aber von Fall zu Fall beantwortet werden», sagte Zimmer. «In unserem Unternehmen ist dazu bisher nichts spruchreif.» Kontakte zwischen der SRG und Tamedia zu diesem Thema hätte es aber bereits gegeben.
Dass die Vermarktung von den Privaten übernommen wird, stösst bei Zimmer auch auf Zustimmung. «Die Möglichkeit, dass die SRG einen Teil der Werbeerlöse erhält, ist an sich interessant», sagte er und verwies darauf, dass der Vorschlag, Audio- und Videoinhalte auszutauschen, von der SRG komme.
Ralph Büchi, der CEO von Axel Springer Schweiz, gewinnt dem Kooperationsmodell ebenfalls Positives ab. «Grundsätzlich sehen wir die Fremdvermarktung als eine Möglichkeit für Medienanbieter, eigenes Werbe-Inventar zu erweitern und flexible Angebote für Kunden zu gestalten», teilte er am Mittwoch dem Klein Report etwas umständlich mit.
«Insofern kann es sinnvoll sein, auch andere Angebote zu vermarkten - immer vorausgesetzt, diese passen zum Portfolio und sind mit den wettbewerbsrechtlichen Regelungen vereinbar», so Büchi.
Die Schlagzeile des Nachrichtenportals watson.ch, das am Mittwoch unter dem Titel «Wie die SRG das Online-Werbeverbot umgeht» über die Kooperation berichtete, hält Verlegerpräsident Lebrument für übertrieben. «Die SRG ist mit diesem Vorgehen nicht aktiv im Werbeverkauf», beschwichtigte er.
«Es macht Sinn, dass Verlage von der SRG bewegte Bilder erhalten und dafür wiederum einen Teil der Werbeeinnahmen abgeben», führte Lebrument aus. «Die Verhandlungen im Verlegerverband darüber, wie das Online-Werbeverbot der SRG in positive Bahnen gelenkt werden kann, sind längst in vollem Gang. In einer liberalen Gesellschaft kann man etwas, was marktwirtschaftlich Sinn macht, nicht einfach verbieten», lässt er das Wasser auf seine Mühlen leiten, da auch die «Südostschweiz» in Zukunft an den bereits über Gebühren finanzierten SRG-Inhalten verdienen kann.
Vor allem die Grossverlage seien an bewegten Bildern interessiert, meint Lebrument. «Durch eine Kooperation mit der SRG müssen sie weniger für die Bildproduktion aufwenden», erkennt Lebrument Vorteile. «Umgekehrt wäre es auch vorstellbar, dass die SRG ihre Text-Inhalte zurückfährt und diese von den Verlagen übernimmt.»
Der Verlegerpräsident sieht die Vorteile für die Privaten vor allem bei den grossen Medienbetrieben. «Für kleine Verlage ist eine solche Zusammenarbeit natürlich weniger attraktiv», meint der 72-Jährige paradoxerweise. «Aber auch diese könnten profitieren, zum Beispiel indem sie regionale Inhalte übernehmen.»
Wie Tamedia-Sprecher Christoph Zimmer und Axel-Springer-CEO Ralph Büchi wollte Lebrument keinen Kommentar dazu abgeben, wie die Einnahmen aus der Werbung zwischen der SRG und den privaten Medienhäusern aufgeteilt werden könnten. «Bei der genauen Verteilung mischt sich der Verband nicht ein, darüber müssen die Praktiker entscheiden», sagte er. «Wichtig ist einzig, dass das Werbeverbot der SRG nicht aufgeweicht wird.»
Und ja, Hanspeter Lebrument hat nicht unrecht, wenn er im Gespräch mit dem Klein Report anmerkt, dass sich seine Meinung möglicherweise nicht mit derjenigen des Klein Reports deckt. Denn ein offenes, pluralistisches System wird mit der Verbandelung der Medienhäuser mit der grossen De-facto-Monopolistin SRG sicher nicht gefördert, ist der Klein Report überzeugt.
Gerade das Internet hat ja die Meinungsvielfalt massiv erhöht, mit Schwächen und Stärken in der Informationsgesellschaft, was manchem älteren Verleger nicht so ganz in den (finanziellen) Kram passt.
Es ist vielleicht nachvollziehbar, dass die Verleger neue Verflechtungen suchen, um dem hochgradig atomisierten Online-Vermarktungsmarkt entgegenzuwirken. Die marktnahe Umsetzung überlässt man dann, wie Lebrument erwähnte, lieber den Praktikern.