Die Schweizer Druckindustrie steht immer noch unter Druck: Die Ertragslage hat sich im zweiten Quartal 2003 erneut verschlechtert. Die Kapazitäten sind nicht ausgelastet. Schuld sind die Werbeflaute und Strukturprobleme, der Personalabbau dürfte anhalten. Bei über der Hälfte aller Unternehmen (52%) der grafischen Industrie sei die Ertragslage schlechter als im Vorquartal, sagte der Präsident des Branchenverbandes Viscom, Peter Edelmann, am Donnerstag vor den Medien in Zürich. Lediglich 44% der Betriebe beurteilten die Ertragslage als gleich bleibend. Nur 4,2% der Firmen berichteten über höhere Einnahmen.
Am stärksten habe der Druck gelitten, der gar 71% der gesunkenen Erträge hinnehmen musste. Dagegen sei die Druckweiterverarbeitung mit geringen Einbussen davongekommen. Im Moment erreiche keine Betriebsgruppe einen Cash-flow von 10%, der nötig sei, um den hohen Investitionsbedarf der Branche zu decken, sagte Edelmann. An der Umfrage, welche die Viscom in Zusammenarbeit mit der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) durchführte, nahmen 118 Unternehmen mit 7300 Beschäftigten teil. Insgesamt arbeiten in der Branche 32 000 Leute in 2600 Betrieben.
Der Auslastungsgrad in der Druckindustrie sei im Verlauf von 2003 leicht gestiegen, sagte Edelmann. Dennoch würden die Kapazitäten nach wie vor als zu hoch angesehen. Die Branche habe einen Überhang von rund 20%, sagte Viscom-Direktor Hans-Ulrich Bigler.
Auch wenn der Personalbestand deutlich gesunken sei, werde er immer noch als zu gross beurteilt, sagte Edelmann. Für die nächste Zeit plane die Druckindustrie einen weiteren Abbau der Beschäftigtenzahl. Die unbefriedigende Lage hänge unmittelbar mit der Flaute im Schweizer Inseratemarkt zusammen. «Wenn die Wirtschaft Schnupfen hat, kämpft die Werbung mit einer Lungenentzündung, und die Medien liegen schon auf der Intensivstation», sagte Edelmann. Die Talsohle im Inseratemarkt sei immer noch nicht erreicht, sagte Edelmann. Erst für 2004 werde eine leichte Belebung für die Druckindustrie erwartet. Erst wenn diese nachhaltig sei, könnte der Personalabbau gebremst werden, sagte Bigler.
Donnerstag
21.08.2003