Content:

Mittwoch
24.03.2010

Die australische Regierung möchte einen umfassenden Internet-Filter einführen. Kommunikationsminister Stephen Conroy will mit dem Filter den Zugang zu Websites mit Kinderpornografie, sexueller Gewalt und Anleitung zu Straftaten blockieren.

Für Google und Yahoo geht der Filter zu weit. «Es gebe die Sorge, dass diese Regulierung zu weit gefasst sei», heisst es in der Eingabe von Google. Yahoo kritisiert, dass so auch viele Webseites mit kontroverser Information blockiert werden könnten. Die beiden Firmen befürchten, dass die Software nicht nur jugendgefährdende Inhalte oder Kinderpornografie ausfiltert, sondern auch politisch kontroverses Material.

Die Internetgiganten Google und Yahoo sind nicht die Einzigen, denen das australische Filtersystem zu weit geht. Kommunikationsminister Conroy machte 174 Stellungnahmen zum geplanten Gesetz öffentlich.
In der gemeinsamen Stellungnahme vom Bibliothekarsverband Australien Library an Information Association (ALIA) und der Jugendschutzorganisation Inspire Foundation heisst es: Der Filter blockiert nicht nur Kinderpornografie oder Gewalt, sondern auch «Inhalte von grossem sozialen oder pädagogischen Wert».

Australische Wissenschaftler kommen mit ihrer Studie «Untangling The Net: The Scope of Content Caught By Mandatory Internet Filtering» zum Schluss: Es könnte eine sehr viel breitere Auswahl an Material als das am extremen Ende des Spektrums blockiert werden.

Andere Gegner des Filters befürchten, dass kinderpornografisches Material kaum auf Websites zu finden ist, sondern hauptsächlich in Chaträumen oder Tauschbörsen weitergegeben wird. Filter wären dagegen machtlos. Deshalb sollte die Regierung lieber Polizisten abstellen, die solche Angebote systematisch auf Kinderpornografie untersuchen.

Es bestehe sogar die Gefahr, dass sich die Filter kontraproduktiv auswirken. Sie liessen Eltern im Glauben, dass ihre Kinder keine für sie ungeeigneten Inhalte aufrufen könnten. Das könnte die Eltern dazu bringen, ihre Kinder nicht mehr bei der Internetnutzung zu beaufsichtigen.

Schliesslich, sagt die Filter-Gegner-Gruppe Anonymus, könnten die Filter das Aufrufen von grossen Websites wie Youtube oder Wikipedia deutlich verlangsamen. Ein Test des australischen Telekommunikationsunternehmens Telstra ergab, dass die Filterprogramme Probleme bekommen, wenn einzelne Inhalte von solchen Sites auf dem Index landen.