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Montag
08.10.2007

Ex-Tagesschau-Sprecher Heiri Müller darf im Schweizer Fernsehen lebenslang ein und aus gehen. «Ich bekam eben den `Goldenen Badge`», sagte er gegenüber dem Klein Report nach seiner erfolgreichen Performance am Sonntagabend im Zürcher Jazz-Club «Moods». Auf der Bühne hatte der charismatische Sänger, Komponist und Texter anlässlich seines Abschiedskonzert für seine TV-Kollegen und Fernsehmitarbeiter noch gefeixt, dass dieses Konzert sein ganz persönlicher Abschied vom Fernsehen sei, «bevor ich am 31. Oktober meinen Badge abgeben und meinen Kasten räumen muss».

TV-Direktorin Ingrid Deltenre gehörte zu den 500 geladenen Gästen, die Heiri Müllers Bühnenabschied vor Ort verfolgte und entsprechend begeistert war. «Heiri ist auf der Bühne ein totaler Aufsteller», schwärmte sie nach dem Konzert. «Er wirkte, als wäre ihm jetzt der ganze Ballast abgefallen und dass es seine neue Bestimmung ist, auf der Bühne zu stehen und die Leute mit seinen Liedern zu begeistern.» Begeistert war Deltenre auch vom Lied über sie, das der Charmeur auf der Bühne ankündigte. «Seit drei Jahren arbeitete ich jetzt unter dem neuen CEO, der ich jetzt dieses Lied widme», kündigte Heiri Müller den Song an.

Der Abend mit «Heinrich Müller und Band», wie der einstige Tagesschau-Mann Punkt 20.30 Uhr angekündigt wurde, war nicht nur sehr unterhaltsam. Er zeigte vielmehr, dass am Bildschirm eher spröde wirkende Menschen ganz anders sind, wenn sie so sein können, wie sie wirklich sind. Heiri Müller jedenfalls ist ein versierter Entertainer und gefühlvoller Musiker, ein Sänger mit einem Tremolo à la Roxy Music`s Bryan Ferry, ein Mann, der sich locker zwischen den Stilen durchhangelt, dessen melodiöser Folk-Pop mit Country-, Blues-, Soul- und Weltmusik-Elementen durchsetzt ist und durch die Background-Stimmen der beiden Sängerinnen sowie dank sechsköpfiger Band das perfekte Soundkleid geschneidert bekommt. Heiri Müller und seine Band sind so gut, dass sie im November für Weltstar Katie Melua bei der AVO-Session in Basel das Vorprogramm bestreiten dürfen.

«Guetä Obä, grüezi zäme», begrüsste Müller seine Freunde und Fans. «Schön, alles bekannte Gesichter zu sehen von der TV-Familie.» Auszumachen im dichtgedrängten Publikum waren neben der TV-Chefin Ex-Kollege Charles Clerc, Helen Issler, Yvonne Söhner, Oliver Bono und Christine Maier mit ihren zwei Kindern. Neben einem Team von «Glanz & Gloria» waren auch André Häfliger («Neue Luzerner Zeitung») und Starfotograf Bruno Torricelli (u. a. «Sonntag.ch», «GlücksPost») im Einsatz. Auf die zahlenden Gäste gemünzt meinte Müller grinsend: «Einige andere haben auch noch ums Verrecken kommen wollen.»

Heiri Müller ist auf der Bühne immer in Bewegung, unterstreicht mit pathetischen Gesten seine englisch gesungenen Worte. Zuweilen breitet er wie Jesus auf dem Zuckerhut von Rio seine Arme aus. Mit dieser virtuellen Umarmung schloss er auch seine afrikanische Ehefrau Ruth mit ein, die im Publikum stand. Und stimmte ein Lied im Groove ihrer Heimat an. «Vor 30 Jahren haben wir uns kennengelernt, vor 20 Jahren geheiratet», erzählte er zwischen zwei Liedern auf der Bühne. «Es war nicht leicht für sie, mit einem Tagesschau-Moderator verheiratet zu sein.» Wie gross seine Liebe ist, zeigte Heiri Müller, indem er seine Ruth vor dem Publikum auf den Mund küsste.
Ruth Müller sagte nach dem Konzert gegenüber dem Klein Report: «Ich besuche nicht jedes seiner Konzerte, sondern unterstütze ihn von zuhause aus. Ich gebe ihm Ratschläge und Ideen für neue Songinhalte.» Dass sie selber eher auf Rhythm`n`Blues steht denn auf die Art Musik, die ihr Mann macht, gab sie unumwunden zu.

Einen Song, «Friday I`m In Love», sang Heiri Müller über die vielen bekannten Menschen, die sich im Leutschenbach ineinander verlieben (das letzte Beispiel: die Tagesschau-Moderatoren Katja Stauber und Florian Inhauser). Die Traumballade mit Blues-Gitarre und vielen Molltönen, «Footsteps», sang Müller im Duett mit «10 vor 10»-Ersatzfrau und Tagesschau-Moderatorin Cornelia Boesch, die mit «Musikwelle»-Musikchef und Polo-Hofer-Drummer Thomas Wild liiert ist. Die schöne Newsfrau ist ein Riesen-Gesangstalent, wirkt auf der Bühne super und glänzt mit einer rauchig-erotischen Stimme voller Soul. Ihr Szenenapplaus war entsprechend riesig. «Ihr wisst ja, in welchen Umständen sie ist», begleitete sie Müller von der Bühne. «E glücklechi coming mother!»

Nach anderthalb Stunden und dem Titel «TV Queen» über einen TV-Zuschauer, der sich in eine schöne Moderatorin verliebt, wollte Müller eigentlich von der Bühne. Es wurden drei Zugaben draus. Bei «Swiss Girls», der «Hymne auf alle Schweizer Frauen», jodelte Müller mitten im Publikum, schüttelte Hände, liess sich feiern. «Nach 19 Konzerten haben wir heute das Beste gegeben», meinte er zum Schluss. «Wenn euch jemand fragt, wie es mir geht, dann sagt: `He feels great!`.»