Anders als bei vielen Medien in Ungarn ist es dem Nachrichtenportal «Index» bisher gelungen, seine redaktionelle Unabhängigkeit zu verteidigen.
Ein undurchsichtiger Eigentümerwechsel bei der Vermarktungsorganisation bringt die Redaktion jetzt unter Druck.
In einem online publizierten Statement warnten über 100 «Index»-Redaktoren kürzlich, dass die Unabhängigkeit durch eine geplante Umstrukturierung ihrer Ansicht nach in Gefahr sei. Gleichzeitig stellten sie ihr 2018 kreiertes «Unabhängigkeits-Barometer» von grün für «unabhängig» auf gelb für «in Gefahr».
Ende März hatte ein Unternehmer, welcher der Regierung von Viktor Orbán nahesteht, 50 Prozent der Vermarktungsfirma Indamedia gekauft, die das Anzeigengeschäft für «Index» managt.
Für Unmut unter den Redaktoren sorgte zudem der Vorschlag eines Beraters, die Redaktion aus Spargründen grösstenteils aufzulösen und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in kleinere Firmen auszugliedern.
Zwar beteuerte der «Index»-Geschäftsführer, der Vorschlag sei abgelehnt worden. Gleichzeitig entliess er den Chefredaktor aus seiner Funktion als Mitglied der Geschäftsführung. Zudem trat der «Index»-Vorstandsvorsitzende András Pusztay zurück.
Seit Viktor Orbán und seine Fidesz-Partei 2010 an die Regierung gekommen sind, haben sie Ungarns Medienlandschaft Schritt für Schritt unter ihre Kontrolle gebracht, wie im Länder-Dossier von Reporter ohne Grenzen (RSF) im Detail dokumentiert ist.
So wurden die öffentlich-rechtlichen Radio- und TV-Sender in der staatlichen Medienholding MTVA zentralisiert, zu der auch Ungarns einzige Nachrichtenagentur MTI gehört. Die regionale Presse ist laut RSF seit dem Sommer 2017 vollständig im Besitz Orbán-freundlicher Unternehmer.
Im Herbst 2018 wurden zudem fast 500 regierungsnahe Medienunternehmen in einer Holding zusammengefasst.