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Mittwoch
10.03.2004

Nun ist der am Montag angekündigte Einstieg perfekt: Der freisinnige «Corriere del Ticino» hat dem kriselnden Kirchenblatt «Giornale del Popolo» unter die Arme gegriffen und eine Herausgebergesellschaft für das «Giornale del Popolo» gegründet. Der bisherige Chefredaktor Cesare Chiericati, der seinen Job erst im Januar angetreten hatte, hat der Redaktion am Mittwochmorgen seine Demission mitgeteilt. Als Gründe für seinen Rücktritt nannte Chiericati in einem Communiqué die unbekannte Rolle, welche die Zeitung in Zukunft fatalerweise spielen werde, die neue Zusammensetzung der Besitzer sowie die inakzeptable interne und externe Kommunikation seines Arbeitgebers. Er wolle mit seinem Schritt dem neuen Verleger freie Wahl bei der Besetzung des Chefpostens lassen.

Das vor 79 Jahren gegründete «Giornale del Popolo» («Zeitung des Volkes») bleibe weiterhin eine eigenständige Zeitung und werde auch künftig täglich erscheinen. Wahrscheinlich ist jedoch, dass demnächst rund ein Dutzend Stellen abgebaut werden. Zu diesen Spekulationen wollte sich die Kurie auf Anfrage nicht äussern: «Wir haben in unserem Communiqué alles mitgeteilt, was es derzeit zu sagen gibt», sagte eine Sprecherin.

Die neue Gesellschaft verfügt nun über ein Startkapital von 100 000 Franken. Das Bistum Lugano beteiligt sich mit 51 000 Franken am Aktienkapital. Der «Corriere» steuert über seine Stiftung die restlichen 49 000 Franken bei, wie das Bistum Lugano am Mittwoch in einem Communiqué mitteilte. Der Verwaltungsrat der Herausgebergesellschaft wird aus fünf bis sieben Mitgliedern bestehen, deren Namen noch nicht bekannt gegeben wurden. Für die verlegerische Linie und die Wahl des Direktors für das «Giornale» wird weiterhin der Bischof von Lugano, Pier Giacomo Grampa, verantwortlich sein. Grampa wird als nächstes einen neuen Chefredaktor bestimmen müssen. Das Kirchenblatt konnte in der jüngsten Vergangenheit seinen Auflage- und Inserateschwund trotz der Einführung eines neuen Layouts nicht stoppen. Im vergangenen Frühling wies es noch eine Auflage von 22 000 Exemplaren auf - 5000 weniger als ein Jahr zuvor. Siehe auch «Corriere del Ticino» steigt bei «Giornale del Popolo» ein