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Mittwoch
09.08.2023

TV / Radio

Mit der Deutung, dass die Intiative eine Attacke auf die Schweiz sei, hat Gilles Marchand dem Pro-SRG-Lager einen Bärendienst erwiesen. (Bild © SRG)

Mit der Deutung, dass die Intiative eine Attacke auf die Schweiz sei, hat Gilles Marchand dem Pro-SRG-Lager einen Bärendienst erwiesen. (Bild © SRG)

«Das ist eine Attacke gegen die Schweiz» steht im «SonntagsBlick» fett die Aussage von SRG-Chef Gilles Marchand.

Seit seinem Interview letzten Sonntag twittern die SRG-Supporter seine Antworten: Besser könnte es für Gilles Marchand nicht laufen. Wie in der «No-Billag»-Abstimmung setzt die SRG-Kampagne im Falle einer Annahme der Inititative «200 Franken sind genug» auf Untergangsszenarien der Schweiz.

Dabei geht es in der Initiative um die Reduktion der Serafe-Gebühren von 335 Franken auf 200 Franken. Die 100’000 Unterschriften sind laut SVP-Nationalrat und Mitinitiant Thomas Matter beisammen, es wird also definitiv zu einem Urnenentscheid kommen.

Die SRG steht deshalb und grundsätzlich eh unter Druck. Im April dieses Jahres liess Medienminister Albert Rösti (Uvek) verkünden, dass der Service-public-Auftrag 2024 nicht wie üblich automatisch erneuert wird. Es brauche eine Überprüfung der Gesamtlage. Doch bei Nachfragen durch den «SonntagsBlick» bei diesem Thema gibt sich der SRG-Chef sehr gelassen. Er zählt wohl auf das Bundesamt für Kommunikation, das bisher alle Kritik an der SRG, an der Programmgestaltung von SRF bis hin zur Schliessung von für die Schweiz so wichtigen Regionalstudios unterstützte.

Erstaunlich ist, dass die Boulevardzeitung das Narrativ von Gilles Marchand des Service public eins zu eins übernahm und kritische Fragen vermied, wie beispielsweise die Frage nach dem Fehlen einer eidgenössischen Finanzkontrolle, die bei allen anderen Service-public-Institutionen selbstverständlich ist. Angesichts der hohen Löhne der Kader bei der SRG sowie der umstrittenen Kürzungen im Leistungsauftrag wäre dies eines der Kernthemen, die es zu besprechen gilt.

Vielleicht ist es die Nähe des Verlagshauses Ringier zur SRG mit der Ringier-Vermarktungstochter Admeira, die ja die Sender von SRG-Generaldirektor Gilles Marchand vermarktet. Ein ordnungspolitischer Fehlgriff erster Güte nach dem Kollaps von Admeira (damals SRG/Swisscom/Ringier), das öffentlich und politisch viel Gegendruck erfuhr.

Setzt die SRG in ihrer Kampagne gegen die «200 Franken sind genug» weiterhin auf dieselben Argumente wie bei «No-Billag», wo das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) nach gewonnener Abstimmung sofort unpopuläre Strukturänderungen mit Entlassungen, Abbau der Regionalstudios und Konzentration der Information auf Algorithmen getriebene Häppchen lanciert hat, sinken die Chancen der SRG, auch diese Abstimmung zu gewinnen.

Mit der Schlagzeile, dass die Intiative eine Attacke auf die Schweiz sei, hat Gilles Marchand dem Pro-SRG-Lager eher einen Bärendienst erwiesen.