Die Entscheidung über einen Verkauf der «Berliner Zeitung» an den Holtzbrinck-Konzern («Tagesspiegel», «Die Zeit») wird wahrscheinlich erst im Herbst fallen. Das Bundeswirtschaftsministerium habe noch keinen Zeitplan für das weitere Vorgehen und es sei auch offen, ob es nochmals eine Anhörung mit den beteiligten Verlagen geben werde, schreibt der «Spiegel». Das Bundeskartellamt hatte den Verkauf aus wettbewerbsrechtlichen Gründen abgelehnt. Wirtschaftsminister Wolfgang Clement hat vor einer Entscheidung über eine mögliche Sondererlaubnis zur Auflage gemacht, dass Holtzbrinck die Unverkäuflichkeit des «Tagesspiegels» nachweisen muss.
Auch der Hamburger Bauer-Verlag hat Interesse an der defizitären Zeitung. Die Holtzbrinck-Anwälte sehen in dem Angebot ein «taktisches Manöver in Fremdinteresse». Damit spielen die Anwälte offensichtlich auf den Springer-Verlag an, der ein Aneinanderrücken von «Berliner Zeitung» und «Tagesspiegel» aus Sorge um seine eigenen Berliner Zeitungen verhindern will. Gemäss «Spiegel» bot Bauer für den «Tagesspiegel» 20 Mio. Euro und eine Bestandsgarantie von fünf bis sieben Jahren. In einem Brief an Wolfgang Clement habe sich der Verlag bereit erklärt, die Zeitung auch länger zu erhalten. Die verkaufsführende Bank, Sal. Oppenheim, lehnte das Bauer-Angebot gemäss «Focus» aber ab, weil die «Grundlagen der Kaufpreisbildung nicht nachvollziehbar» seien. Angeblich erteilte die Bank auch dem Süddeutschen Verlag eine Absage, der den «Tagesspiegel» mit dem Mantel der «Süddeutschen Zeitung» und einer 15-köpfigen Rest-Redaktion für das Lokale weiterführen will. Was bisher geschah: Auch Bauer will «Tagesspiegel» kaufen ; «Tagesspiegel» soll verkauft werden und davor Holzbrinck droht mit Einstellung des «Tagesspiegels»
Sonntag
13.07.2003