Die Arbeitsbedingungen im Telekom-Sektor haben sich nach Ansicht der Gewerkschaft Kommunikation verschlechtert: Es werde Sozial-Dumping betrieben, kritisierte die Gewerkschaft und fordert, dass das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) einschreite. Die Arbeitsbedingungen und der anhaltende Stellenabbau prägten ein negatives Bild dieses Sektors, der sich gerade an diesen Tage in Genf - an der grössten Telekom-Messe der Welt - von seiner besten Seite zeigen wolle, stellte die Gewerkschaft am Montag in Bern nüchtern fest.
In der Branche, die in 400 Unternehmen insgesamt 235 000 Angestellte beschäftigt, verfügten nur 200 Firmen über einen GAV, hiess es weiter. Die Gewerkschaftsvertreter sind überzeugt: Ins Rutschen geraten sind die Arbeitsbedingungen mit der Liberalisierung der Branche. Mit der Swisscom, die mit 17 000 Beschäftigten die meisten Arbeitsplätze aufweist, wurde ein GAV abgeschlossen, welcher der Gewerkschaft als Referenz für branchenübliche Bedingungen dient. Als schlechtestes Beispiel nennt die Gewerkschaft den Anbieter Orange mit immerhin 1600 Mitarbeitenden: Ein GAV fehlt, Angestellte werden ohne Sozialplan entlassen, und die Gewerkschaften werden nicht als Sozialpartner anerkannt.
Die Hauptkritik müssen sich das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) und die Eidgenössische Kommunikationskommission (ComCom) gefallen lassen. «Wir sind zornig auf das Bakom und die ComCom. Ihre Passivität ist inakzeptabel», sagte Gewerkschaftspräsident Christian Levrat am Montag. Das Bakom als Konzessionserteiler müsse aus seiner Passivität herausfinden und dafür schauen, dass die in der Branche üblichen Arbeitsbedingungen eingehalten werden, verlangte Levrat weiter.
Die branchenüblichen Arbeitsbedingungen wurden noch nicht einmal definiert. «Aus diesen Gründen sehen wir uns veranlasst, in den betroffenen Telekom-Betrieben eine gross angelegte Sensibilisierungskampagne zu lancieren. So können wir die Beschäftigten darauf aufmerksam machen, was branchenübliche Arbeitsbedingungen wären», erklärte Zentralsekretärin Barbara Sarbach dazu. Mittelpunkt dieser Kampagne stellt die Broschüre «Richtlinien für die Arbeitsbedingungen der Telecombranche» dar, die Sozial-Dumping in der Branche verhindern soll. «Es ist bedauerlich, dass die Gewerkschaft selbst aufzeigen muss, welches die Arbeitsbedingungen sein sollten», stellte Levrat fest. Siehe auch Telecom 2003: Weniger Besucher, dafür positive Bilanz
Montag
13.10.2003