Eine Welle der Gewalt schwabt zurzeit gegen die Medienschaffenden in Pakistan. Letzte Woche wurden zwei Mitarbeiter des regierungskritischen Fernsehsenders Geo TV ermordet, zwei weitere Journalisten verwundet. Mit einem neuen Verhaltenskodex verstärken die Behörden ihren Einfluss auf die Berichterstattung.
Jüngstes Opfer der Gewalt ist der 42-jährige TV-Journalist Aftab Alam. Unbekannte ermordeten ihn am 9. September mit einem Kopfschuss, als er im Auto sass. Wenige Stunden zuvor wurde ein Fahrzeug von Geo TV beschossen. Sie töteten den 45-jährigen Techniker Arshad Ali Jaffari und verletzten den Fahrer des Wagens, Anees Chauhan.
Die Journalistenorganisation Reporter ohne Grenzen (ROG) zählt mit den jüngsten Anschlägen inzwischen fünf Journalisten, die seit Jahresbeginn in Pakistan wegen ihrer Arbeit getötet worden sind.
Neben der Bedrohung an Leib und Leben setzt das Informationsministerium mit einem neuen Verhaltenskodex für Radio- und TV-Journalisten weiteren Druck auf. Er schränkt Berichte ein, in denen es um laufende «Sicherheitsoperationen» geht oder die den Islam, die Justiz oder das Militär kritisieren.
Zudem müssen Live-Sendungen teils zeitverzögert gesendet werden, sodass die Aufsichtsbehörde ungenehme Kommentare herausschneiden kann. «Unpräzise und weit auslegbare Formulierungen im Kodex bergen die Gefahr sowohl einer verschärften Selbstzensur unter Journalisten als auch drastischer, willkürlich festgesetzter Strafen», schreibt ROG.
Zu den Tabuthemen für Journalisten in Pakistan gehören die Kritik an Armee, Geheimdienst und an der Regierungspolitik im Kaschmir-Konflikt mit Indien. Aber auch wer über die Kriegsführung von Verbündeten wie den arabischen Golfstaaten im Jemen berichtet, muss Repressalien befürchten.