Der Donnerstag, 28. Januar 2016 geht in die Geschichtsbücher ein: Das französischsprachige Monatsmagazin «Passé simple» konnte auf Twitter seinen 1000. Follower begrüssen. Damit hat ausgerechnet eine Zeitschrift aus der Westschweiz bewiesen, dass auch Medienprodukte, die sich ganz der Vergangenheit widmen, in der schnelllebigen Social-Media-Welt zum Publikumsmagneten werden können.
Andere Geschichtszeitschriften können von einem solch grossen Publikumszuspruch nur träumen: Das im April 2015 lancierte Magazin «NZZ Geschichte» zählt aktuell 550 Follower, womit es notabene noch auf die grössere Twitter-Leserschaft zählen kann als die deutschen Zeitschriften «G/Geschichte» (526 Follower) und «Geo Epoche» (464 Follower).
Der 1000. Twitter-Follower wurde von «Passé simple»-Chefredaktor und Herausgeber Justin Favrod passenderweise mit einem Bezug auf die Vergangenheit samt historischem Bild gefeiert: «Mille followers! `Passé simple` est pris de vertige comme l`Europe érudite à l`approche de l`an mil!», kommentierte er umgehend mit Wortwitz auf Twitter. Oder zu deutsch: «`Passé simple` wird es schwindlig wie einst den Gelehrten Europas, als es auf das Jahr 1000 zuging.»
Es handelte sich um den 1159. «Passé simple»-Tweet seit der Eröffnung des Accounts @PassesimpleCH am 16. November 2014. Mit «Die Stadt Bern erhält für die Sanierung der Tramwartehalle Breitenrainplatz den Denkmalpreis» zeigte damals schon eine der ersten Twitternachrichten, dass spannende Geschichte nicht an der Sprachgrenze enden muss. Seitdem macht «Passé simple» täglich online auf denkwürdige Nachrichten von damals und heute aufmerksam, wobei - und das macht zu einem grossen Teil den Erfolg des Accounts aus - fast jeder Tweet von einem historischen Bild umrahmt wird.
Die Eigenwerbung wird dagegen auf ein absolutes Minimum beschränkt. Dabei ist die Geschichtszeitschrift selber auch ein Teil einer spannenden Erfolgsgeschichte. Das Zeitschriftprojekt des langjährigen «24 Heures»-Journalisten Justin Favrod stösst nämlich nicht nur auf Twitter auf Interesse: Ende 2015 zählte das Geschichtsmagazin 2368 Abonnenten. Dabei berichtet «Passé simple» erst seit dem Jahreswechsel 2014/2015 in jährlich zehn Ausgaben über historische Ereignisse in der Westschweiz.
Die zwölfte Ausgabe erscheint in der zweiten Februarwoche und geht unter anderem den Fragen nach, mit welchem Erfolg im Zweiten Weltkrieg ein Freiburger Alt-Bundesrat mit Reichsführer Heinrich Himmler über die Rettung hunderter Juden verhandelte, warum es im Walliser Wappen Sterne hat und ob der Waadtländer Schriftsteller Charles-Ferdinand Ramuz Antisemit war.