Geri Müllers Anwalt hat den Antrag gestellt, die Strafuntersuchung im Fall um die Weitergabe privater Nachrichten und Bilder an den PR-Berater Sacha Wigdorovits und Josef Bollag, den Präsidenten der israelitischen Kultusgemeinde Baden, zu erweitern. Anwalt Andreas Meili traf diese Entscheidung, nachdem er die polizeilichen Auswertungen der Handydaten von Geri Müllers Bekannten und Chatpartnerin erhalten hatte.
Aus der Auswertung Daten des iPhones von Müllers Bekannten durch die Regionalfahndung Seeland geht hervor, dass diese mit Wigdorovits in Kontakt getreten war, nachdem Müller den Kontakt mit ihr abgebrochen hatte.
Die Frau traf sich am Tag der Kontaktaufnahme mit dem PR-Berater in Zürich und schickte ihm noch am gleichen Abend Bilder. «Hier der Stadtpräsident während der `Arbeit`», schrieb sie dazu gemäss einem Bericht der TV-Sendung «Rundschau» des Schweizer Fernsehens.
Wigdorovits vermittelte laut der Sendung den Kontakt zu «Blick»-Chefredaktor René Lüchinger und sicherte der Frau Anonymität zu, sollte sie der Boulevardzeitung Informationen zukommen lassen.
Der ehemalige «Blick»-Chefredaktor Wigdorovits leitete auch den Kontakt zu Josef Bollag in die Wege. Der Präsident der israelistischen Kultusgemeinde Baden Bollag riet der Frau, zur Bieler Staatsanwaltschaft zu gehen und den Fall dort zu schildern. Er insinuierte ausserdem, der Nationalrat und Stadtammann von Baden könnte gewalttätig werden, wie aus dem Handy-Protokoll hervorgeht.
Nachdem die Frau am 13. August in Baden von der Polizei vernommen worden war, wandte sie sich an Bollag und Wigdorovits und berichtete ihnen über die Vorkommnisse bei der Polizei.
Am nächsten Morgen schrieb ihr PR-Berater Wigdorovits, er sitze jetzt mit Patrik Müller, Chefredaktor der Zeitung «Schweiz am Sonntag», zusammen. Drei Tage später erschien die Geschichte um Geri Müllers Nacktfotos in selbiger Zeitung.
Der Anwalt des grünen Politikers, Andreas Meili, sieht in diesem Vorgehen von Wigdorovits und Bollag einen Versuch, seinen Mandanten «abzuschiessen» und ihm politisch zu schaden, wie er in der «Rundschau» zu Protokoll gab. Geri Müller ist als israelkritischer Politiker bekannt, während Wigdorovits und Bollag sich als Juden öffentlich für Israel engagieren.
Meili prüft nun auch zivilrechtliche Schritte gegen Wigdorovits und Bollag wegen Verletzung der Privat- und Intimsphäre von Geri Müller.
Wigdorovits lässt sich wiederum von Anwalt Valentin Landmann vertreten. «Sacha Wigdorovits gab keine Bilder an die Presse weiter», sagte der bekannte Hells-Angels-Anwalt sibyllinisch. «Mein Mandant nannte der Frau lediglich zwei Redaktoren. Die mussten entscheiden, was sie aus der Geschichte machen», schiesst er den Ball wieder ins Feld der Medien.