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Mittwoch
20.08.2014

Medien / Publizistik

Geri Müller und sein Anwalt Andreas Meili

Geri Müller und sein Anwalt Andreas Meili

Unter dem Motto «Nun rede ich!» gab der grüne Nationalrat und Badener Stadtammann Geri Müller am Dienstagmorgen eine Pressekonferenz, an der er sich zu den Vorfällen um seine sogenannte Chat-Beziehung und Nackt-Selfies aus dem Stadthaus äusserte.

«Ich entschuldige mich bei meiner Lebenspartnerin und deren Umfeld, von denen niemand etwas gewusst hat», eröffnete Müller die Konferenz im Salle Monparnasse der Zürcher Brasserie Lipp mit gebrochener Stimme. Pause. Er wisse inzwischen mehr über sich. Pause. Es sei ihm klar, dass er einen Fehler gemacht habe: «Es gibt auch eine dunkle Seite», sagte der Grünen-Politiker über sich selbst vor 50 Journalisten aus dem Print- und TV-Bereich, die mit Schreibblock und technischem Material im grösseren Stile angereist waren.

«Viele vertrauen mir und unterstützen mich mit meinen positiven Seiten; aber eben, da gibt es auch eine dunkle Seite», wiederholte er mehrmals und gab auch zu, dass er sich schäme vor seinem Umfeld, aber auch «jetzt hier vor Ihnen». Als rednerisch geübter Politiker nahm man ihm ab, dass er in dieser Causa reinen Tisch machen will - der Mann meint es ernst, findet der Klein Report.

Dann ging Geri Müller ins Detail und hielt fest, dass es sich bei der Frau, mit der er digital in Kontakt stand, nicht um eine 21-jährige, wie von einigen Medien verbreitet, sondern um eine 33-jährige Frau gehandelt habe. Der Austausch sei von beiden Seiten gewünscht worden. Es habe eine intellektuelle Diskussion über ein Buch gegeben, dass die Frau gerade über erotische Fantasien schreibt. «Es gab keine körperliche Beziehung. Das Wort ´Geliebte´ ist falsch», hielt Müller unmissverständlich vor den Medien fest, und einigen Journalistinnen und Journalisten dämmterte vage, dass sie in der Causa «Nackt-Selfies» weit danebengeschossen haben. Zu viel wurde unkorrekterweise vom Hörensagen übernommen.

«Als ich den Austausch, der vor fünf Monaten stattfand, beendet habe, fasste es die Frau als ein Fallenlassen auf und sie begann Dinge zu tun, die man als Drohungen bezeichnen kann. Sie sagte mir, sie wolle zu den Medien gehen mit der Geschichte ... Und sie werde sich etwas antun», zeichnete Müller den Kontakt mit ruhiger Stimme und kurzen Blicken ins Publikum nach.

«Ich will nicht sagen, sie sei schuld. Ich habe Dinge gemacht, die ich nicht von mir kenne», so der Politiker weiter. Ein Wechselbad der Gefühle sei die Zeit für ihn gewesen, die Frau habe ihm teilweise 30 SMS am Tag geschickt. «Ich war Gegenstand einer Obsession geworden.»

Nach einem SMS der Frau, dass sie sich nun umbringen wolle, habe er seinen Anwalt, Andreas Meili, um Rat gefragt. Auf dessen Anraten rief Müller am Mittwoch die Kantonspolizei Bern an. Als er später einen Hinweis erhielt, die Frau halte sich in Baden auf, meldete er sich noch einmal bei der Kantonspolizei Bern. «Die zuständige Polizei Seeland informierte die Kantonspolizei Aargau, die schliesslich die Stadtpolizei entsandte.

Am Donnerstagmorgen (14. August) habe er sich zu einer Anzeige wegen Nötigung entschieden und eingereicht. Darauf kam es am gleichen Abend zur Hausdurchsuchung bei der Frau. «Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass sie bereits mit einem Medium Kontakt hatte», so Geri Müller.

Die ganze Geschichte sei für ihn auch ein Grund nachzudenken, wie über andere Leute geschrieben werde. «Meist ist die dunkle Seite spannend, dies ist kein Vorwurf an Sie - die Medienvertreter», sagte er mit Blick in den Kreis der Journalisten. «Es wäre aber Zeit zu erkennen, dass Menschen viel Gutes machen. Aber sie haben manchmal auch eine dunkle Seite.»

Nun steht für Geri Müller im Vordergrund, herauszufinden, ob das Vertrauen in ihn weiterhin besteht und er sein Amt weiterhin ausüben kann. «Ich mag mein Amt, aber ich will es nicht weiter machen, wenn das Vertrauen weg ist.»

Nach Müller äusserte sich Medienanwalt Andreas Meili, der neben seinem Mandanten sass, zu den rechtlichen Gesichtspunkten des Falles. «Geri Müller hat sich nichts zuschulden kommen lassen. Mit dem Anruf an die Kantonspolizei Bern hat er korrekt gehandelt und auch die Hausdurchsuchung am Donnerstagabend war die Entscheidung der Staatsanwaltschaft Biel. Geri Müllers Amtsgewalt reicht nicht bis nach Bern», so Meili in klaren Worten. Geri Müller wiederum betonte, dass bis zum heutigen Zeitpunkt gegen ihn keine Untersuchung laufe.

Anwalt Meili machte klar, dass sein Mandat sich nach der Pressekonferenz nicht weiter äussern werde: «Wir wollen heute keine weiteren Aussagen machen. Die laufende Strafuntersuchung gegen die Frau wird die nötige Klärung bringen.»