Marcel Beyer ist mit dem diesjährigen Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet worden. Der deutsche Schriftsteller «beherrscht das epische Panorama ebenso wie die poetische Mikroskopie», schreibt die Deutsche Akademie für Sprach und Dichtung am Dienstag zu ihrer Wahl.
«Ob Gedicht oder Roman, zeitdiagnostischer Essay oder Opernlibretto, für Marcel Beyer ist Sprache immer auch Erkundung. Seine Texte sind kühn und zart, erkenntnisreich und unbestechlich», schreibt die Jury weiter.
Sein Debüt gab der 1965 im süddeutschen Tailfingen geborene Beyer 1991 mit dem Roman «Das Menschenfleisch», das von der «Süddeutschen Zeitung» gleich als «Meisterstück» gefeiert wurde. Wohl am bekanntesten ist sein Roman «Flughunde», mit dem Beyer 1995 bei einem breiteren Publikum über die Landesgrenzen hinweg Beachtung fand.
Diese von historischen Ereignissen geleitete Geschichte spielt im Zweiten Weltkrieg. Joseph Goebbels` älteste Tochter Helga und der Wachmann und Stimmenforscher Hermann Karnau leben beide im Berliner «Führerbunker», inmitten des Grössenwahnsinns der letzten Tage der Naziherrschaft. Beyer erzählt ihre Geschichte bis zur Ermordung Helgas durch ihre eigenen Eltern.
Die Jury hob besonders auch hervor, dass sich Beyer «der Vergegenwärtigung deutscher Vergangenheit mit derselben präzisen Hingabe widmet, mit der er die Welten der Tiere und Pflanzen erforscht».
In Giessen hatte Beyer von 1987 bis 1992 Germanistik, Anglistik und Literaturwissenschaft studiert. Er schloss sein Studium mit einer Arbeit über die österreichische Schriftstellerin Friederike Mayröcker ab. Seit 1996 lebt Beyer in Dresden.
Beyers schriftstellerische Arbeit ist bereits mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt worden, darunter 1995 mit dem Deutschen Kritikerpreis, 2001 mit dem Heinrich-Böll-Preis oder dem Erich-Fried-Preis 2006.
Der mit 50 000 Euro dotierte Georg-Büchner-Preis gilt als die wichtigste literarische Auszeichnung in Deutschland. Die Preisverleihung wird am 5. November in Darmstadt über die Bühne gehen.