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Dienstag
10.02.2015

TV / Radio

«Neue Formate in etablierten Bereichen»

«Neue Formate in etablierten Bereichen»

«Hi Leute, wir gründen einen Sender», so die Ankündigung der Verantwortlichen des ersten genossenschaftlichen Senders in Deutschland. Die Station mit dem schlichten Namen «Der Sender» soll über ein Crowdfunding-Projekt finanziert werden und Video, Audio, Bilder und Visualisierungen miteinander verbinden.

«Wir halten den Sender für nötig, weil wir mit ihm eine nachhaltige Infrastruktur für zukunftsweisenden Journalismus aufbauen», sagte Mitgründer und Journalist Philip Banse dem Klein Report. «Wir wollen in etablierten Bereichen wie Politik, Wissenschaft und Gesellschaft mit neuen Formaten und einer Kommunikationshaltung überzeugen, die Zuschauern und Zuhörerinnen auf Augenhöhe begegnet.»

Das Team bestehend aus Jana Wuttke, Lena Waterkamp, Linda Rath-Wiggins, Lorenz Matzat und Philip Banse kennt sich seit Jahren. «Wir haben eine grosse inhaltliche Schnittmenge, steuern aber auch jeder spezielle Qualitäten bei», so Banse.

Auf ihrer Webseite dersender.org und über regelmässige Sprechstunden lassen die Journalisten alle Interessierten an ihrem Projekt teilhaben und mitdiskutieren. Der Sender soll in Zukunft durch eine noch zu gründende Genossenschaft getragen werden.

«Geplant ist, sehr offene Aufnahmekriterien zu formulieren, sodass eigentlich jeder mitmachen kann», meinte Banse. Die Inhalte möchte er für alle frei zugänglich machen. Abonnenten haben den Vorteil, beim Sender mitzuwirken. Wie viel Geld der Sender braucht, um seinen Betrieb aufzunehmen, kann Banse noch nicht sagen. Dazu müsse erst das Konzept verfeinert werden. Erst dann werde das Crowdfunding gestartet.

«Der Sender» hat kein 24-Stunden-Konzept. Die Video- und Audiobeiträge werden live gesendet und sind danach on demand abrufbar. Geplant sind unter anderem ein Polittalk, Reportagen, eine Late-Night-Show, eine Wissenschaftssendung und eine Familiensendung.

Über die Webseite und über Sprechstunden mit dem interessierten Publikum sammeln die Verantwortlichen weitere Ideen und Anregungen. «Wenn es Anregungen sind, die gemacht wurden, um unser Konzept zu verfeinern, werden wir die einarbeiten, soweit uns das sinnvoll erscheint. Wenn Leute eigene Konzepte vorgetragen haben, die sie gern bei uns umsetzen wollen, werden wir die natürlich nur in Absprache mit dem Urheber weiterverwenden», sagte Banse zur Weiterentwicklung des Konzepts.

Viele Ideen gehen laut dem Sendergründer in die Richtung, welche die Gründer selbst schon angedacht haben. «Zum zweiten sind viele Ideen für Programme zu gesellschaftlichen Bereichen eingegangen, die bisher kaum mediale Abbildung finden, etwa eine Sendung von und mit behinderten Menschen.»

Das Studio haben die Journalisten bereits. Sie bauen eine Kreuzberger Fabriketage zum Studio um. Nebst dem Studio in Berlin könnten aber noch weitere in Deutschland hinzukommen. Der Klein Report wollte wissen, ob auch eine Expansion in die Schweiz infrage käme: «Theoretisch ist das natürlich denkbar. Die zu gründende Genossenschaft soll ja Dach sein und Infrastruktur bereitstellen, die zukunftsweisenden Journalismus ermöglicht. Zu dieser Infrastruktur gehört zunächst der Sender, aber auch Publikationssoftware und die Förderung freier Glasfasernetze. Unter diesem Dach sind natürlich auch weitere Studios denkbar, aber das ist nichts für die nahe Zukunft. Wir sind derzeit vollends damit beschäftigt, den Sender auf die Beine zu stellen.»