Im Grunde genommen teilt Ex-Ringier-Mann Werner De Schepper das Schicksal mit Ikarus, dem Abenteuerflieger aus der griechischen Mythologie. Jener näherte sich zu sehr der Sonne, De Schepper den Frauen. Beide stürzten ab.
De Schepper war mal ganz oben. Bis 2007 Chefredaktor des «Blicks». Ab dann ging es in der Karriere mal hoch, mal runter, wie das halt so ist im Journalismus. Anfang März überraschte Ringier Axel Springer mit der Mitteilung, sich von De Schepper zu trennen. «Die Trennung erfolgt aufgrund aktueller, unterschiedlicher Auffassungen als Führungspersönlichkeit des Medienhauses.» Die Co-Chefredaktion des neu lancierten Magazins «Interview by Ringier», die De Schepper sich mit Journalistin Susanne Walder bis zu dem Zeitpunkt teilte, fiel «ab sofort» an Walders Ehefrau, wie der Verlag bekannt gab.
Dass Ringier einen ehemaligen Chefredaktor des «Blicks» auf die Strasse stellt, kommt nicht häufig vor. Die alten Kämpen lässt man im Boulevard eigentlich nicht fallen. Männer wie Fibo Deutsch und viele andere werden und wurden an der Zürcher Dufourstrasse weit übers Pensionsalter in einer der oberen Teppichetagen zwischengelaicht.
De Schepper soll sich, so berichten verschiedene gut unterrichtete Quellen gegenüber dem Klein Report, gegen die Kündigung auflehnen. Aus seiner Sicht soll bewiesen werden, dass diese missbräuchlich ausgesprochen wurde. Dazu lässt sich der Journalist anwaltlich beraten. Zudem: De Schepper ist 57 Jahre alt. Zu jung fürs Nichtstun, zu alt für die heutige Medienwelt.
Nur Stunden nach der Publikation eines Artikles in der «Weltwoche» zum Rausschmiss von Werner De Schepper und einer darauf aufbauenden ergänzenden Geschichte im Klein Report meldete sich die Anwaltskanzlei Bratschi von der noblen Zürcher Bahnhofstrasse. Medienanwalt Daniel Glasl wies auf mögliche Persönlichkeitsverletzungen hin und dass sein Klient vorgetragene «Vorwürfe vehement als unwahr bestreitet».
Anruf bei dem Mann, der mitten im persönlichen annus horribilis steckt; seine ehemalige Lebenspartnerin, die Aargauer Grünen-Nationalrätin Irène Kälin hat kürzlich bekannt gegeben, sich von ihm zu trennen. De Schepper hat keine Lust, gross auf die Fragen einzugehen. Zitieren darf man ihn schon gar nicht. Irgendwann nerven ihn die Fragen. Er sei auch überhaupt keine Person des öffentlichen Lebens, so der frühere Boulevard-König.
Noch schmallippiger gibt sich die Pressestelle von Ringier Axel Springer auf die Anfragen des Klein Reports. Über die «Personalie Werner de Schepper» mache man keine weiteren Angaben als die, die man Anfang März herausgab.
Bis zu seinem Rauswurf war De Schepper noch Co-Chefredaktor der Zeitschrift «Interview by Ringier». Die Canapé-Zeitschrift erscheint zweimal im Jahr. Die letzte Ausgabe erschien gemäss Pressestelle am 7. November 2022, die nächste Ausgabe sei turnusgemäss für Anfang Juni vorgesehen.
Die frei gewordene Stelle ist auf jeden Fall noch nicht ausgeschrieben worden. Braucht es überhaupt zwei Chefredaktoren? «Wenn es hierzu etwas zu berichten gibt, werden wir dies entsprechend kommunizieren», so Ringier Axel Springer im schönsten Abwimmelsprech.