Angesichts der aktuellen Diskussion um die Wiedergutmachung bei Administrativopfern dürfte ein Film an den Solothurner Filmtagen auf ganz besonderes Interesse stossen: «Das Deckelbad» des Ostschweizer Regisseurs Kuno Bont. Er zeigt das Schicksal einer Bergbäuerin, der man die Kinder wegnimmt und sie dann in der Psychiatrie «versorgt»: In der Klinik «kuriert» man sie mit Deckelbädern und Elektroschocks von ihrer Lebenslust.
«Das Deckelbad» erzählt eindrücklich, wie es sich anfühlt, wenn übereifrige Behörden und Beamte jemandem die Selbstbestimmung wegnehmen und ihn dafür büssen lassen, dass er nicht ins landläufige Gesellschaftsschema passt. Nebst Simona Specker in der Titelrolle sind Gian Rupf (als Tres), Hans-Peter Ulli (als Gemeindeammann) und Jaap Achterberg (als Riegendinger) in tragenden Rollen zu sehen. Als Glücksfall für den Film erweist sich die Zusammenarbeit mit der bekannten Schweizer Jodlerin Nadia Räss (von der KlangWelt Toggenburg) und dem Komponisten Paul Winter. Sie haben eine Filmmusik geschaffen, die der Freude und dem Leid am Berg eine unvergessliche Resonanz gibt.
Das Buch zum Film stammt vom Regisseur Bont selber. Einst Politiker und Journalist, hat er 15 Jahre für «Das Deckelbad» recherchiert und dabei Hunderte von gleich gelagerten Fällen entmündigter, amtlich sterilisierter und behördlich in Anstalten eingewiesener Menschen gesehen. Direktbetroffene und Zeitzeugen lieferten ihm den Stoff für eine demaskierende Filmgeschichte, die nach vielen Jahren des Verdrängens schonungslos Willkür, Überheblichkeit und menschenverachtendes Machtstreben zeigt. In einer Art, die betroffen macht - und wütend über das Geschehen werden lässt.
Am Samstag feiert «Das Deckelbad - Die Geschichte der Katharina Walser» seine Solothurn-Premiere. Am 2. April kommt der Streifen mit «Der Verdingbub»-Publikumspotenzial in die Deutschschweizer Kinos.