Der Springer-Chef Mathias Döpfner will das kleine Portal «Medieninsider» vor Gericht ziehen, wie der «Spiegel» schreibt. Ein Bericht über die Feier seines 60. Geburtstags passte ihm nicht.
Die Geburtstagsparty des «Bild»-Verlegers fand im italienischen Lucca statt. In geschlossener Gesellschaft versteht sich. Selbst Journalisten aus dem eigenen Haus, für die das mediterrane Diner eines Medienbarons doch ein gefundenes Fressen gewesen wäre, waren keine angereist.
Dafür war der etwas glücklose Twitter-Eigner Elon Musk zugegen und auch Netflix-Boss Reed Hastings stand auf der Gästeliste. Durchaus also Stoff für Mutmassungen über die amerikanischen Träume des Springer-Chefs.
Trotz Ausschluss der Öffentlichkeit gelang es Journalisten des Portals «Medieninsider» und der «Financial Times», ein paar Fetzen aufzuschnappen.
Doch der «Bild»-Verleger war nicht so amused und liess eine Anfrage des Medienportals durch eine Anwaltskanzlei beantworten: «Jede Berichterstattung über diese private Veranstaltung wäre eine Verletzung der Privatsphäre und rechtswidrig. Die Inanspruchnahme gerichtlicher Hilfe im Verletzungsfalle behalten wir uns vor», wie dem über grosse Strecken geschwärzten Bericht auf medieninsider.com zu entnehmen ist.
Das kleine Portal mit kleinem Budget übte vorauseilend Selbstzensur. «Wir bauen Medieninsider aus eigener Kraft auf, daher ist dieser Schritt nicht nur eine rechtliche, sondern auch eine wirtschaftliche Entscheidung», hiess es zur Begründung.
Und dass man die von Döpfner verlangte Unterlassungserklärung prüfe. Diese würde das Portal allerdings «auch zukünftig in unserer Arbeit behindern».
Gegenüber der «Financial Times» soll Döpfner gemäss «Spiegel» keine rechtlichen Schritte unternommen haben. Das Wirtschaftsblatt hatte dem Springer-Chef unlängst ein befriedigendes Kriesenmanagement bescheinigt, wie der Klein Report berichtete.
Für den Klein Report liegt auf der Hand, dass der Springer-Chef dem lästigen «Medieninsider», der gerne ungeschminkt über Döpfner und Reichelt schrieb und schreibt, den Tarif durchgeben will.
«Dass es kein geringerer als Mathias Döpfner war, der als Verleger-Präsident flammende Reden für die Pressefreiheit hielt, scheint das Geburtagskind vergessen zu haben», kommentierte der Deutsche Journalisten-Verband den Partykater.