Der öffentlich-rechtliche ORF will 2021 eine Streamingplattform starten und dafür GIS-Gebühren verlangen. GIS bedeutet «Gebühren Info Service» und ist in Österreich etwas ähnliches wie in der Schweiz die Abgaben über die Serafe.
Der Stiftungsrat hat im letzten Dezember das Dokument «Strategie ORF 2025» abgesegnet. Darin wird beschrieben, mit welchen Massnahmen der ORF vom Rundfunkanbieter zum Plattformbetreiber werden will. Die Nachrichtenwebseite Netzpolitik.org hat sich das Dokument beschaffen können und jetzt veröffentlicht.
Eine brisante Idee darin: Der neue ORF-Player soll nur verwendet werden können, wenn man sich mit einem GIS-Registrierungscode anmeldet. Wer also «wesentliche» Inhalte über ein Streaming statt über den häuslichen Bildschirm nutzen will, soll sich einloggen müssen. So wie bei Netflix, Disney und den anderen Streamern.
Das können User aber nur, wenn sie die gleichen Gebühren wie die herkömmlichen ORF-Zuschauer bezahlen. Sonst gibt es keinen Code.
Die Aufregung rund um solche Pläne ist erwartungsgemäss gross. Natürlich gibt es rechtliche Grenzfälle. Und es werde an den Grundfesten der «Grundversorgung» gerüttelt.
Beim ORF meint man, über diese können man diskutieren mit einem differenzierteren Angebot.
Zum Thema «wesentliche Inhalte» ist die Rede von ORF-Eigenproduktionen sowie zum Beispiel Sportübertragungen, für die der ORF die Lizenzen erworben hat. Solche Sendungen könnten in Zukunft dank dem GIS-Code auch von Österreichern im Ausland genutzt werden, weil der Code das Geoblocking überwindet.
Ein anderes Thema ist der Datenschutz. Die Werbevermarkter beim ORF bekämen präzise Daten über das Zuschauerverhalten. Im Papier, das Netzpolitik.org öffentlich gemacht hat, finden sich Begriffe wie «Personalisierung, User-Zentriertheit, Longtail-Entwicklung, Vernetzung von Devices/Customer Journey, Economies of Scale» sowie auch das Reizwort «Kooperation».
Für die Wiener Zeitung «Der Standard» könnte das ein Hinweis darauf sein, dass die Daten mit anderen Unternehmen geteilt werden. Es muss ja nicht nur die Werbung sein.
So oder so liefert das Wiener Modell einen wertvollen Beitrag zur Diskussion der kommenden Budgets von TV-Sendern sowie zur internationalen Problematik rund um TV-Gebühren. Denn diese stehen von Deutschland über die Schweiz bis England unter Beschuss.