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Mittwoch
12.07.2017

Medien / Publizistik

Aufruf zur Hetze? Das umstrittene Tweet

Aufruf zur Hetze? Das umstrittene Tweet

Zeit Online hat zwei freie Autoren seines antifaschistischen Watchblogs «Störungsmelder» auf die Strasse gestellt. Ihnen wird Hetze vorgeworfen: Mit Tweets hätten sie am G20-Gipfel in Hamburg zu Attacken gegen rechtsgesinnte Berichterstatter animiert.

Insgesamt vier Personen, die auf den Tweets namentlich genannt worden sind, sind von gewaltbereiten Demonstranten attackiert worden. Sie hatten nach eigenen Angaben als Journalisten das Geschehen auf Hamburgs Strassen mitverfolgt. Dass sie angegriffen worden sind, ist laut den Vorwürfen einem «Foto der Gruppe rund um die IB-lerin bei #w2h» auf dem Twitter-Account von «Störungsmelder»-Autor Sören Kohlhuber sowie den Tweets eines Kollegen geschuldet. «IB» steht für Identitäre Bewegung.

Zeit Online zog nach Lautwerden der Vorwürfe die Reissleine. «Beide ehrenamtlichen Autoren waren während G20 nicht im Auftrag des `Störungsmelders´ aktiv», stellte die Zeitung «in eigener Sache» klar. «Wir haben aber versucht, die Vorfälle gemeinsam mit ihnen zu rekonstruieren. Die Verharmlosung oder Rechtfertigung von Gewalt ist nicht mit einer Mitarbeit beim `Störungsmelder´ vereinbar.»

Man werde daher mit beiden Autoren in Zukunft nicht mehr zusammenarbeiten, zog die Onlineausgabe der deutschen Wochenzeitung einen dicken Strich unter die Geschichte. Beim 2007 gegründeten «Störungsmelder» schreiben rund 50 ehrenamtliche Autoren über Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus.

Für Kohlhuber ist der Rauswurf Wasser auf die Mühlen der Rechtsextremen: «Störungsmelder/Zeit gibt rechtem Druck nach und beendet die Zusammenarbeit mit mir und einem weiterem Kollegen aufgrund von `unethischen´ Tweets im Rahmen des G20. Die Rechten von AfD bis Alt-Right in den USA jubeln, die Morddrohungen, Beleidigungen etc. gegen mich gehen unvermittelt weiter», reagierte der umstrittene Twitterer am Montagnachmittag auf seinem Facebook-Account.

Aber nicht nur unter den journalistischen Aktivisten untereinander wurden Vorwürfe laut. Auch die Hamburger Sicherheitsbehörden gerieten in die Kritik. Nach Recherchen der ARD kursierte unter den beim Gipfel eingesetzten Polizisten offenbar in grösserer Auflage eine «schwarze Liste» mit den Namen von 32 Journalisten, denen aus Sicherheitsbedenken die bereits erteilten Akkreditierungen aberkannt wurden. Dies ohne Begründung und aufgrund der Plötzlichkeit auch ohne Gelegenheit, sich juristisch dagegen zur Wehr zu setzen.