Die Spiele der Fussball-WM bei den TV-Sendern in der Schweiz erreichen hohe Einschaltquoten; die Werbeauftraggeber animierte dies aber kaum zu einem intensiveren Auftritt in den elektronischen Medien. Inzwischen zeichnet sich bereits jetzt kein übermässig grosses Geschäft ab, wie der Klein Report in einer Umfrage unter den wichtigsten Vermarktern von Radio- und TV-Werbung erfahren hat. Kein Zuwachs, sondern eher eine Umverteilung der TV-Spots zu den TV-Kanälen mit Liveübertragung der Fussballspiele.
Martin Schneider, Direktor der Publisuisse SA, äusserte sich über die Vermarktung der TV-Sender der SRG kaum optimistisch: «Als genereller Trend zeigt sich, dass heute für solche grossen Sportanlässe wenig zusätzliches Budget bei bestehenden Kunden bereitgestellt wird. Es sind vor allem die Sponsoren der Mannschaften, der jeweiligen Sportart, der TV-Lifesendungen oder Werbeauftraggeber mit hoher Affinität zu diesen Umfeldern, die TV-Spots im Umfeld der Sendungen platzieren lassen.» Allgemein beobachtet man bei der Publisuisse, dass der früher ansehnliche Mehrumsatz durch solche Grossveranstaltungen vermutlich auch wegen des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds und der engen Marketingbudgets heute nicht mehr erreicht wird. Vielmehr findet eine Umlagerung der Budgets in diese Umfelder statt, so z.B. auch der Spots von SF 1 zu SF 2.
Die Einschaltquoten sind zwar sehr hoch, und deshalb wären diese auch für die Werbeaufttraggeber äusserst interessant. «Ja, das ist so, die Quoten sind top. Und das, obwohl alle, die im Internet die Spiele in Südafrika verfolgen, in den Quoten von Telecontrol noch nicht einmal enthalten sind, z.B. Internet-TV wie Zattoo oder Wilmaa. Auch fehlen die Zuschauer in der Messung, welche die Spiele «out of home» z.B. beim Public Viewing verfolgen», kommentierte Martin Schneider die jüngste Entwicklung in der Spot-Vermarktung.
Die Goldbach Media-Gruppe vermittelte ein ähnliches Bild: Es gebe keine nennenswert positive Entwicklung im TV-Geschäft. «Werbekunden sind eher zurückhaltend und speziell geschnürte WM-Packages auf Verlags- und Sportplattformen wurden über AdLink wenig abgesetzt», so der erste Eindruck aus der Küche der Küsnachter Werbevermarkter, die das Werbebusiness einiger privaten Radio- und Fernsehstationen tätigen. Werbetreibende halten sich - mit Ausnahme der grossen, offiziellen Sponsoren - erfahrungsgemäss während diesen Grossanlässen eher zurück, so der Sprecher der Goldbach Media-Grupppe, «aus Furcht, im massiven Werbedruck der Sponsoren unterzugehen».
«In den Werbefenstern im Umfeld von Fussball-WM-Sendungen und Fussballspielen können wir keine Werbung platzieren. Bedauerlicherweise kann die IP Multimedia diese Umfelder aus lizensrechtlichen Gründen für den Verkauf in der Schweiz nicht anbieten. Für Kunden, Zuschauer und Vermarkter wäre es aber von grossem Interesse, wenn diese Umfelder mit Schweizer Werbung belegt werden könnten», hielt die IP Multimedia der Goldbach Media-Gruppe kritisch fest.
Auf dem Internet-TV-Kanal Wilmaa sei jedoch eine positive Entwicklung spürbar. «Die Plattform war in der Anfangsphase der WM ausgebucht.» Bei den Werbekunden habe diese Fussball-WM-Werbung grossen Anklang gefunden. Wilmaa habe aufgrund der Fussball-WM und der interaktiven Begleitung über 50 000 neue registrierte User bekommen, hiess es aus Küsnacht weiter. Inzwischen sehen weit über eine halbe Million Schweizerinnen und Schweizer auf der Internet-TV-Plattform Wilmaa fern, an deren Aktienkapital die Goldbach Media-Gruppe mit 50 Prozent beteiligt ist.
Montag
28.06.2010



