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Samstag
11.06.2016

TV / Radio

EM-Frankreich-Corinne-Bunzli-Raphael-Waldvogel-Klein-Report

Endlich! Am Freitagabend ist mit dem Spiel zwischen Frankreich und Rumänien (2:1) die Fussball-Europameisterschaft in Frankreich eröffnet worden. Corinne Bünzli, langjährige Sport-News- und Unterhaltungs-Journalistin und Raphael Waldvogel, Redaktor beim Klein Report, werden in verschiedenen Artikeln die Fussball-EM rund um die Themen Medien und Kommunikation analysieren und kommentieren.

Corinne Bünzli: «Am meisten freue ich mich auf die Spiele von England, Schweden, Österreich, Belgien und ja, auch von Deutschland. England, weil ich gespannt bin, ob die von Roy Hodgson trainierte «Three Lions» wieder reif für einen EM-Titel ist und vor allem wünsche ich mir, dass Wayne Rooney für Furore sorgt.

Bei Schweden, ich gebe es zu, es ist nicht wirklich überraschend, bin ich natürlich auf das Schaulaufen des grossen Zlatan Ibrahimovic gespannt. Es wird ziemlich sicher seine letzte EM für Schweden sein und darum hoffe ich, dass er mit «Sverige» sehr weit kommt und ich die unglaublichen Ball-Behandlungen und Tricks von König Zlatan so lange wie möglich geniessen kann.

Auf Österreich bin ich gespannt, weil die Ösis mit dem Schweizer Marcel Koller an der Spitze eine spannende und schlagkräftige Truppe zusammengestellt haben. Und weil sie eine herausragende EM-Qualifikation gespielt haben – sie haben auch Schweden 4:1 in Stockholm geschlagen. Ob sie bei der EM an diese tollen Erfolge anknüpfen können?

Bei den «Roten Teufeln» aus Belgien freue ich mich vor allem auf die jungen Wilden. Sind Thibaut Courtois, Kevin de Bruyne und Eden Hazard schon bereit für den ersten EM-Titel, nachdem sie 1980 erst im Final von Deutschland mit 1:2 gestoppt wurden?

Und last but not least: Deutschland. Der Weltmeister von 2014 musste in der EM-Qualifikation manch schmachvolle Niederlage einstecken, so auch gegen den Gruppengegner Polen. Ich bin gespannt, ob Lewandowski und Co. auch bei der EM gegen die Deutschen reüssieren können. Und vor allem frage ich mich, ob Bastian Schweinsteiger, der aufgrund seiner Verletzungen einige Monate ausgefallen ist, nochmals an seine Stärke der WM 2014 anknüpfen kann und vor allem wie sich die Jungen wie Tah, Weigl, Kimmich und vor allen Sané in Löw’s Team machen.»

Raphael Waldvogel: «Und täglich grüssen die üblichen Favoriten: Die grossen Titelanwärter heissen auch an dieser Europameisterschaft wieder Spanien, der Titelverteidiger, und Deutschland, der amtierende Weltmeister. Geht es noch langweiliger? Diese Dominanz muss an dieser EM ein Ende nehmen uns so hoffe ich in erster Linie auf einen überraschenden Turnierverlauf. Ganz nach dem Beispiel der EM 2004, als Griechenland gegen alle Erwartungen den Titel eroberte.

Neben den Spaniern, die mit ihren zahlreichen Topspielern locker zwei oder drei Mannschaften von Weltklasseformat zusammenstellen könnten, haben viele Experten auch wieder Deutschland auf dem Zettel: Entwarnung gibt aber eigentlich die Tatsache, dass Trainer Joachim Löw keinen einzigen nominellen Rechtsverteidiger für das Turnier aufgeboten hat, womit sich entweder der junge Kimmich, der offensiv harmlose Höwedes oder Emre Can auf dieser Position abmühen müssen.

Auch die Franzosen stellen in diesem Jahr eine junge, erfolgshungrige Mannschaft: Gespannt darf man vor allem darauf sein, ob Olivier Giroud, der immer mal wieder vom eigenen Publikum ausgepfiffen wird, den aus disziplinarischen Gründen nicht nominierten Karim Benzema ersetzen kann. Mit Spielern wie Griezmann oder Martial, der bei einem durchschnittlichen Manchester United eine herausragende Saison gespielt hat, haben die Gastgeber zwei heisse Eisen im Feuer. Dazu kommt noch Dimitri Payer, der immer gut ist für einen entscheidenden Freistoss, wenn es sonst nicht klappt. Und natürlich Paul Pogba, der von halb Europa gejagt wird.

Wie bereits in den vergangenen Turnieren wird auch Belgien zum erweiterten Favoritenkreis gezählt: Die Mannschaft um Chelsea-Star Hazard, De Bruyne und Lukaku hat auch im Tor einen Weltklassemann und muss nun endlich beweisen, dass sie den hohen Erwartungen gerecht werden kann. Ein wichtiger Gradmesser ist dabei am Montag das Spiel gegen Italien, was für eine Affiche!

Das Team von Antonio Conte wird – einmal mehr – tot geschrieben und zählt nicht einmal mehr zum Favoritenkreis. Viele Akteure bleiben in der heimischen Serie A und sind deshalb dem europäischen Publikum nur wenig bekannt: Spieler wie Florenzi von der AS Roma oder Insigne von Napoli spielten allerdings eine mehr als ordentliche Saison.

Das Problem liegt bei den Italienern im Mittelfeld, wo es die grossen Fussstapfen von Andrea Pirlo auszufüllen gilt. Und im Angriff setzt Conte für einmal eher auf lauffreudige als auf spielstarke Akteure. Deutschland-Schreck Balotelli, der seine Farben an der letzten EM noch ins Finale schoss, hat seinen Kredit aufgebraucht und ist nicht mehr dabei. Dafür immer noch dabei ist Gigi Buffon, der auch mit 38 Jahren im Tor nur schwer zu überwinden sein wird.»