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Sonntag
11.05.2003

Marc Furrer, Direktor des Bundesamtes für Kommunikation, forderte an den 2. Bieler Kommunikationstagen die Schaffung einer Internationalen Informations-Charta. Diese könne etwa bei der Konferenz für Telekommunikation, die Ende Jahr in Genf stattfindet, initiiert werden. Anlass dazu war ein Streitgespräch zwischen dem Chefredaktor von Al Jazeera und einem Vertreter des US-Nachrichtensenders CNN über die unterschiedlichen Bilder der beiden Sender im Irak-Krieg. «Wie pflegen eine andere Kultur», rechtfertigte der Chefredaktor von Al Jazeera, Ibrahim Helal, am Freitag seine Bilder. So könne der arabische Sender das Leid einer Familie darstellen, indem er etwa die Leiche eines enthaupteten Kindes zeige. «Sie wären selber geschockt, wenn wir solche Bilder nicht zeigen würden», sagte er an die Adresse von Tony Maddox, Vizepräsident von CNN International für Europa, Afrika und den Mittleren Osten. Der CNN-Mann warf Al Jazeera vor, während des Irak-Kriegs Bilder von gefangenen US-Soldaten gezeigt zu haben. Bei CNN habe man darauf bewusst verzichtet. Die Al-Jazeera-Bilder flimmerten dann auch in die Schweizer Stuben. Gemäss Völkerrecht dürfen Kriegsgefangene nicht öffentlich zur Schau gestellt werden.

Der arabische Fernsehsender habe im Irak-Krieg versucht, so objektiv wie möglich zu bleiben, betonte Helal. Die katarische Fernsehkette habe sich deshalb geweigert, nur irakische Verletzte oder Tote zu zeigen, wie es etwa US-Fersehstationen gemacht hätten. «Die Filterung durch US-Stationen war ein Fehler», stellte der Al-Jazeera-Chef fest. Gerade wegen dieser Einseitigkeit habe es die Bilder seines Senders gebraucht. Helal und Maddox nahmen an einer Podiumsdiskussion über die Problematik der Quellenlage für Medien in Kriegs- und Friedenszeiten teil. Nick Gowen, Moderationsleiter der britischen Fernsehkette BBC, wies in Biel auf die Problematik der Live-Berichterstattung in Kriegszeiten hin. Er gab zu, dass das System mit Fehlern behaftet sei, trotzdem glaube er, dass die Probleme gelöst werden können. Durch eine leicht verzögerte Ausstrahlung der Übertragung gewinne man Zeit, um allzu blutige Bilder noch zu stoppen.