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Freitag
15.06.2018

Medien / Publizistik

Die Fussball-Weltmeisterschaft in Russland stellt für den ARD-Dopingexperten ein «unberechenbares Risiko» dar. Nach eingehender Analyse rieten deutsche Sicherheitsbehörden Hajo Seppelt von einer Einreise ab.

Erst auf internationalen Druck hin hatte der Investigativjournalist, der auf einer Liste der in Russland «unerwünschten Personen» steht, ein Visum für die Einreise ins WM-Gastgeberland erhalten. Hintergrund der angespannten Lage sind Seppelts Enthüllungen zum russischen Staatsdoping.

In diesem Zusammenhang soll der Journalist bei einer allfälligen Einreise nach Russland zu den laufenden Ermittlungen gegen Grigori Rodschenkow befragt werden. Rodschenkow fungierte als Whistleblower für Seppelts Doping-Recherchen.

In den vergangenen Tagen analysierten deutsche Sicherheitsbehörden, darunter das Bundeskriminalamt, die Nachrichtendienste und das Landeskriminalamt Berlin, die Gefahrensituation. Am späten Mittwochabend berichtete die ARD zum Resultat der Analysen: Demnach würde eine Einreise ein «unberechenbares Risiko» einer «rechtlichen Eskalation» nach sich ziehen. Seppelt laufe Gefahr, festgesetzt zu werden, sollte er nicht mit den russischen Behörden kooperieren. Auch «spontane Gewalttaten selbstmotivierter Akteure» seien nicht auszuschliessen.

Basierend auf diesen Unterlagen entschieden sich die ARD und Hajo Seppelt nach einem Gespräch mit Bundesaussenminister Heiko Maas gegen eine Reise des Dopingexperten zur Fussball-WM. Das Turnier startet am Donnerstagabend mit dem Spiel Russland gegen Saudi-Arabien.

Der Fall Hajo Seppelt zog im Laufe des Tages immer weitere Kreise und brachte neben dem Kreml einmal mehr den Weltfussballverband Fifa in die Kritik. «Dass ein profilierter Journalist wie Hajo Seppelt aus Sorge um seine Sicherheit nicht zur WM reisen kann, ist ein Einschnitt in der WM-Geschichte und eine Bankrotterklärung für die Fifa-Vergabekriterien», mahnte Christian Mihr, Geschäftsführer der Journalistenorganisation Reporter ohne Grenzen (ROG).

Als WM-Gastgeberland musste sich Russland dazu verpflichten, die Pressefreiheit zu achten. Dies habe sich nun als leeres Versprechen entpuppt, so Mihr. «Der Vorfall zeigt einmal mehr, dass sich Sport und Politik nicht trennen lassen.» ROG fordert nun klare Worte von der Fifa an die russischen Behörden und ruft Journalisten dazu auf, den Beschwerdemechanismus der Fifa zu nutzen, um den Verband zu konkreten Taten zu verpflichten.

Der Beschwerdemechanismus wurde auf Druck aus der Zivilgesellschaft Ende Mai für Journalisten und Menschenrechtsverteidiger eingerichtet - zum ersten Mal in der fast 90-jährigen WM-Geschichte der Fifa.