SP-Co-Präsident Cédric Wermuth sorgt mit einem Post gegen Donald Trump für Wirbel in Bundesbern. Darauf fordert SVP-Nationalrat Thomas Matter Wermuths Rücktritt oder den Rückzug der SP aus dem Bundesrat.
Wermuth reagiert heftig auf das Wortgefecht zwischen Trump und Wolodimir Selenski vom Freitag im Weissen Haus. «Honestly, fuck you Mr. Trump», schreibt der SP-Co-Chef auf der Plattform Bluesky im besten Juso-Stil.
Dies löste heftige Reaktionen aus. «Ich fordere, dass Wermuth als Parteipräsident zurücktritt oder die SP ihre beiden Bundesräte aus der Regierung zurückzieht», polterte SVP-Vizepräsident Thomas Matter. Er findet es «unerhört, was sich Wermuth als Präsident einer Schweizer Regierungspartei erlaubt».
SVP-Kollege Alfred Heer, normalerweise in Sachen Kommunikation auch nicht ein Mann mit feiner Klinge, setzt noch einen drauf: «Das ist primitiv, ein pubertäres Juso-Verhalten».
FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann wiederum erachtet Wermuths Wortwahl als eines Parteipräsidenten «unwürdig».
Auch bei der Mitte-Partei bringt man wenig Verständnis für das vulgäre Frühenglisch von Wermuth auf. Fraktionschef Philipp Matthias Bregy äussert seine grundsätzliche Besorgnis: «Auf Aggressionen sollte man nicht mit Aggressionen reagieren. Diese Kunstkommunikation entspricht nicht unseren Werten.»
Dies fördere nur die Polarisierung und sei «Gift für unsere Demokratie». Dies helfe auch der Ukraine nicht, so Bregy.
Im eigenen Lager von Wermuth, der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz, gibt man sich dagegen ostentativ gelassen. «Ich hätte andere Worte gewählt. In der Sache hat er aber recht», sagt Nationalrätin Priska Seiler Graf. Die SVP-Rücktrittsforderung sei absurd. Solche «Spielchen» seien angesichts der geopolitischen Lage unnötig, so Seiler Graf.
Auch von SP-Ständerat Daniel Jositsch kamen unterstützende Worte für den Partei-Co-Präsidenten. Jositsch ist ebenfalls der Meinung, dass Wermuth inhaltlich recht hat. Doch er würde diese Meinung ebenso anders formulieren.
Wermuth selber zeigte sich am Sonntagabend auf «Tele Züri» im «SonnTalk» weder reuig noch einsichtig. Er würde seinen Post «etwas schöner darstellen». Am Inhalt gebe es aber nichts zu ändern: «Es ist Zeit, auszusprechen, was Sache ist. Donald Trump stellt sich gegen alles, was mit Rechtstaatlichkeit und Demokratie vereinbar ist.»
Der US-Präsident stehe für eine Allianz von Autokraten und Diktatoren, so Wermuth. Nun habe sich mal jemand getraut, das auszusprechen.
Der Konter kam in der gleichen Sendung von SVP-Präsident Marcel Dettling: «Bei Herrn Wermuth ist offenbar die Juso-Ader durchgedrungen. Es scheint, dass er noch nicht ganz erwachsen geworden ist.» Mit solch polarisierenden Aussagen sei niemandem gedient: Es gehe darum, die Parteien an einen Tisch zu bringen und sachlich zu diskutieren.
Die Affäre wirft das Licht auf einen nicht zu unterschätzenden Nebenschauplatz des Konflikts – auf die Bedeutung der sozialen Medien. Und da ist Donald Trump definitiv am längeren Hebel: Mit Elon Musk (X) und Mark Zuckerberg (Meta, Facebook) hat er zwei Giganten dieser Branche um sich geschart.
Dies wird spätestens dann deutlich, wenn man die Kommentarspalten auf den Plattformen anschaut. Vorteil Trump und Vladimir Putin!
Und da Trump mit «Fox-News» faktisch über eine eigene TV-Station verfügt, könnte man Selenski Naivität vorwerfen, dass er sich auf den Besuch im Weissen Haus vor laufenden Kameras einliess.
Oder mit anderen Worten: Trump und sein Vize JD Vance (unterstützt von zahlreichen Sekundanten im Publikum) stellten Selenski eine ziemlich offensichtliche Falle.