Ein Wunderkind ist tief gefallen. Im Oktober war der FTX-Konzern von Finanz-Manager Sam Bankman-Fried kollabiert. Wegen Liquiditätsproblemen konnten Milliarden an Kundengeldern nicht ausgezahlt werden.
Die US-Börsenaufsicht SEC hat das vermeintliche Finanzgenie deshalb wegen Betruges angeklagt. Die Behörde beschuldigt Bankman-Fried, Investoren mit falschen Versprechen in die Irre geführt und deren Gelder veruntreut zu haben.
Im Zusammenhang mit der Pleite bekannten sich zwei Top-Manager der inzwischen bankrotten Kryptobörse wegen Betrugs schuldig, teilte die US-Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit.
Bankman-Fried selbst ist gleichentags von den Bahamas an die USA ausgeliefert worden. Dort war er am 12. Dezember auf Bitten der US-Behörden festgenommen worden. In den Vereinigten Staaten droht ihm eine lange Haftstrafe.
Die angeklagten Caroline Ellison, die ehemalige Chefin von Alameda Research, und Gary Wang, der ehemalige Chief Technology Officer von FTX, wollen mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten, um die Hintergründe des Bankrotts aufzuklären.
Bankman-Fried darf die Zeit bis zum Prozessbeginn gegen eine Kaution von 250 Millionen Dollar bei seinen Eltern im kalifornischen Palo Alto verbringen, wie das zuständige Gericht in New York entschied.
Nach Berichten der «New York Times» muss das gestolperte Finanzgenie eine Therapie beginnen.
Auf der anderen Seite wollen ehemalige FTX-Kunden den Entzug ihrer Vermögen nicht so einfach hinnehmen. Sie haben eine Sammelklage gegen die Kryptobörse FTX und ihre ehemaligen Führungskräfte eingereicht.
FTX und seine Betreiberinnen und Betreiber hätten «vollständig auf ihre Pflicht verzichtet oder sie ignoriert, angemessene Kontrollen zum Schutz des bei FTX gehaltenen Kundeneigentums einzurichten», heisst es in den eingereichten Gerichtsunterlagen. Die Klägerinnen und Kläger verlangen, dass sie gegenüber anderen Gläubigern priorisiert werden.
«Die Mitglieder der Kundengruppe sollten nicht zusammen mit gesicherten oder ungesicherten Gläubigern in diesem Konkursverfahren Schlange stehen müssen, nur um an den verminderten Vermögenswerten der FTX-Gruppe und Alameda teilzuhaben», heisst es in der am Dienstag beim US-Konkursgericht in Delaware eingereichten Klageschrift.
Um die noch vorhandenen Vermögenswerte der Kryptobörse streiten sich bereits Insolvenzverwalter auf den Bahamas und Antigua sowie Verwalter der Konkursmasse von Blockfi, einem anderen insolventen Kryptounternehmen.
Die Kläger wollen hingegen erreichen, dass rückverfolgbare Kundenvermögen weder der Konkursmasse von FTX noch Almeda zugerechnet werden.
Da Kryptounternehmen nur geringfügig reguliert sind und ihren Sitz oft ausserhalb der USA haben, sind Einlagen nicht wie bei US-Banken und Brokern garantiert.
Die Gerichtsfälle dürften sich also noch hinziehen.