Es hatte eigentlich alles gut angefangen: Der mehrfach ausgezeichnete Fotograf Christian Lutz bekam im Juni 2011 von der evangelikalen Freikirche ICF in Zürich die Erlaubnis, während eines Jahres die zahlreichen Aktivitäten der Freikirche zu begleiten und zu dokumentieren.
Das daraus entstandene Fotobuch «In Jesus` Name» widersprach allerdings dem visuellen effekthascherischen ICF-Marketing. Das Buch zeigt nüchterne Bilder von Menschen, deren Lebensentwurf durch den Glauben bestimmt ist, fern von jeglichen Inszenierungen.
Kaum war das Werk erschienen, beriefen sich 21 ICF-Anhänger auf das Recht am eigenen Bild und reichten eine Klage ein, worauf Christian Lutz und sein Verlag Lars Müller das Buch zurückzogen. Das reichte aber nicht: Die Freikirche verlangte von Lutz, keine Bilder mehr zu veröffentlichen, auf denen die klagenden ICF-Anhänger erkennbar sind.
Fakten zu schaffen, welche die Kunstfreiheit schwächten, wollte der Fotograf, der am Dienstag vor dem Bezirksgericht Zürich Stellung zur Klage nahm, auf keinen Fall riskieren. Deshalb liess er es auf einen Gerichtsentscheid ankommen. Christian Lutz und seine Verteidigung gaben sich kompromisslos, wie sie gegenüber der NZZ erklärten.
Der Fall endete dennoch überraschend: Die ICF-Anhänger zogen ihre Klage wider Erwarten zurück. Es gilt ein Widerrufsvorbehalt bis zum 1. Oktober.