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Donnerstag
11.11.2010

Reporter ohne Grenzen fordert die unverzügliche Freilassung des ägyptischen Bloggers Abdel Kareem Nabil Suleiman aus dem Gefängnis. Offiziell hätte der im Internet unter dem Namen «Kareem Amer» bekannte Onlineaktivist nach Verbüssen seiner vierjährigen Haftstrafe bereits am 5. November entlassen werden müssen. Am 6. November wurde der Aktivist aus dem Burj-Al-Arab-Gefängnis ausserhalb Alexandrias zum Hauptsitz des Inlandsgeheimdienstes in der Stadt gebracht. Seitdem wird er dort festgehalten und wurde zudem von einem Mitarbeiter der Behörde brutal verprügelt.

«Kareem Amer muss umgehend freigelassen werden. Die anhaltende Inhaftierung ist ein eklatanter Rechtsbruch», lies Reporter ohne Grenzen am Donnerstag verlauten. Das kriminelle Verhalten der Sicherheitskräfte sei schockierend und inakzeptabel.

Kareem Amer kritisierte in seinem Blog regelmässig den politisch autoritären Kurs der Regierung Mubarak. Er trat zudem für eine Säkularisierung, für Meinungsfreiheit und Frauenrechte ein. Im Fokus seiner Kritik standen auch die höchsten religiösen Einrichtungen Ägyptens, wie die Al-Azhar-Universität, wo er Jura studierte. Am 6. November 2006 wurde Kareem Amer verhaftet. Am 22. Februar 2007 verurteilte ihn ein Gericht in Alexandria zu vier Jahren Haft wegen «Anstiftung zum Hass gegen den Islam» und wegen «Beleidigung des Präsidenten».

Die Zeit im Gefängnis verbrachte Amer gemäss Reporter ohne Grenzen unter menschenunwürdigen Bedingungen. In seinen Briefen berichtete er von Perioden mehrwöchiger Einzelhaft sowie von körperlicher Folter. Sein Antrag auf ein neues Verfahren wurde im Jahr 2009 zurückgewiesen. Das gleiche gilt für seinen Antrag auf vorzeitige Entlassung nach Verbüssen von drei Vierteln der Strafe.

Schon seit mehreren Jahren setzt sich Reporter ohne Grenzen gemeinsam mit anderen Menschenrechtsorganisationen für die Freilassung von Kareem Amer ein. Im Jahr 2007 zeichnete Reporter ohne Grenzen den Blogger für seine mutigen Onlineaktivitäten mit dem Menschenrechtspreis der Organisation aus.

Auf der aktuellen Reporter-ohne-Grenzen-Rangliste der Pressefreiheit steht Ägypten auf Platz 127 von insgesamt 178 Rängen. Zudem listet die Organisation das nordostafrikanische Land seit mehreren Jahren als «Feind des Internets» auf.