Der «Freedom of Speech Award» der Deutschen Welle (DW) geht in diesem Jahr an den türkischen Journalisten Sedat Ergin.
Der Chefredaktor der Zeitung «Hürriyet» steht in der Türkei vor Gericht, weil er den Präsidenten Recep Tayyip Erdogan beleidigt haben soll. In einem Artikel hatte sich der Journalist im September kritisch zu einer Rede Erdogans geäussert, in der es um Angriffe der kurdischen Arbeiterpartei PKK auf türkische Soldaten ging. Sollte er verurteilt werden, drohen Ergin fünf Jahre Haft.
Mit der Vergabe des Preises an Sedat Ergin wolle man ein Zeichen für die Pressefreiheit in der Türkei setzen, sagte der DW-Intendant Peter Limbourg. Ergin und seine Kollegen bei «Hürriyet» gingen für ihren unabhängigen Journalismus beachtliche Risiken ein. Damit teilten sie das Schicksal zahlreicher Journalisten in der Türkei. Auch Künstler und Wissenschaftler würden durch die türkischen Behörden «systematisch eingeschüchtert».
«Hürriyet» ist die auflagenstärkste unabhängige Tageszeitung der Türkei. Sie gehört zur Dogan-Mediengruppe, die der türkischen Regierung ein Dorn im Auge ist. Im vergangenen Herbst wurden die Redaktionsräume des Blattes zweimal von Mobs aus Anhängern der Regierungspartei AKP gestürmt. Vor Gericht zeichnete der 58 Jahre alte Ergin ein düsteres Bild von der Lage der Presse in seinem Heimatland: «Die Pressefreiheit in der Türkei ist 2016 auf die Gerichtsflure begrenzt.»
Der «Freedom of Speech Award» wird beim Deutsche Welle Global Media Forum im Juni in Bonn verliehen. Im vergangenen Jahr wurde der Preis erstmals ausgelobt und an den saudischen Blogger Raif Badawi vergeben. Badawi befindet sich seit Mai 2014 in Saudi-Arabien in Haft und wurde zu tausend Stockschlägen verurteilt.
Mit ihrem Preis würdigt die DW eine Person oder Initiative, die sich in herausragender Weise für die Meinungsfreiheit einsetzt.