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Mittwoch
26.01.2022

Medien / Publizistik

Folgt auf den Aufbruch die Flaute? Frauenanteile in Titel, Teaser und auf Fotos (Bild Screenshot Ringier)

Folgt auf den Aufbruch die Flaute? Frauenanteile in Titel, Teaser und auf Fotos (Bild Screenshot Ringier)

Ringier vermisst seit 2019 den Frauenanteil in der eigenen Berichterstattung. Auf die Einführung des Algorithmus folgte zunächst ein spürbarer Anstieg. Nun scheint die Dynamik abzuflauen.

Das zeigt ein Blick aufs Zahlenbild, das Ringier am Dienstag veröffentlicht hat. Im sogenannten «Teaser Score», der den Frauenanteil in Bildern, Headlines und Titeln misst, konnte zwar «cash» mit einem spektakulären Plus von bodenlosen 14,3 Prozent (2020) auf immer noch bescheidene 23,5 Prozent (2021) aufholen. 

Der «Blick» dagegen dümpelte in den letzten beiden Jahren unverändert bei 32 Prozent, die «Bilanz» bei 22 Prozent und die «Handelszeitung» bei 26 Prozent. Beim «Beobachter» ging der Frauenanteil bei der Aufmachung der Artikel sogar von 48,0 auf 43,1 Prozent zurück.

Noch verhaltener sieht die Dynamik in den letzten beiden Jahren beim «Body Score» aus, der angibt, wie oft Frauen in den Artikeltexten genannt wurden. Die Zahlendetails ersparen wir uns; sie lassen sich bei Ringiers Medienstelle online besichtigen.

«Der Frauenanteil in der Berichterstattung wurde weitestgehend gehalten oder sogar gesteigert», heisst der Kommentar an der Zürcher Dufourstrasse zum skizzierten Zahlenbild. 

Richtiger Fahrtwind fühlt sich anders an, findet dagegen der Klein Report.

Was aber auch auffällt: Vergleicht man die beiden letzten Jahre mit 2019, als die «Equal Voice»-Messung mit Pauken und Trompeten eingeführt wurde, legten die Frauenanteile zumindest bei «Handelszeitung» und «Bilanz» spürbar zu – sowohl bei der Aufmachung als auch im Artikeltext.

Man darf also vermuten, dass die geräuschvolle Lancierung der Gender-Initiative gerade in den traditionell (und nicht nur bei Ringier) männerlastigen Wirtschaftsredaktionen erst einmal für ein Frühlingserwachen sorgte. Doch stellt sich nun die unbequeme Frage, obs das schon war oder wie sich der Knalleffekt allenfalls auf Dauer herstellen liesse.

In einer ganz anderen Liga bewegt sich naturgemäss die «Schweizer Illustrierte». Die People-Postille hatte nie ein Frauenproblem. Schon bei der Einführung der Gender-Messung 2018 wurden dort in den Titeln, Teasern und auf den Farbfotos in 57 von 100 Fällen Frauen gezählt – eine Traumquote, die in den folgenden Jahren sogar noch übertroffen wurde.

Der «Equal Voice»-Algorithmus misst den Frauenanteil in allen Online-Beiträgen der Medienmarken von Ringier und Ringier Axel Springer Schweiz.