Die frühere Chefredaktorin des welschen «Brückenbauers», Charlotte Hug, hat die Migros-Medien und den orangen Riesen überhaupt stark geprägt. Sie hat stets für das Erbe Gottlieb Duttweilers gekämpft. Die grosse Persönlichkeit im kleinen Körper war 61 Jahre lang bei der Migros tätig und verstarb unerwartet am 15. Juli 2018.
«Wir trauern um eine Persönlichkeit, um einen liebenswürdigen Menschen, der Gottlieb Duttweilers Ideen näherstand als wir anderen», dies der Beginn des Nachrufs von Jules Kyburz, dem früheren Migros-Chef (ab 1984) und Migros-Präsident (von 1992 - 2000). Der Nachruf wird im kommenden «Migros-Magazin» veröffentlicht. «Frau Hug war mit Leib und Seele eine Presse-Frau, eine Migros-Frau», so Kyburz handschriftlich über den Verlust der Grande Dame des «Brügglibuurs». Die kleine, aber grosse Dame mit dem «ausgeprägten Feeling für das kulturelle und soziale Engagement», habe immer mit hohem Einsatz für die Prinzipien der Migros gekämpft. Für Dutti sei Charlotte Hug für jeden Einsatz bereit gewesen, schreibt der frühere Migros-Chef weiter.
Nach ihrer Zeit als Chefredaktorin des «Construire» war Charlotte Hug ab 1977 Leiterin der Migros-Presse. Sie führte Farbbilder und das Tabloid-Format ein. 1993 kurz vor ihrer Pensionierung vollzog sie den Wechsel von der Schreibmaschine zum Computer. Als Pensionärin stand sie der Migros weiterhin als Stiftungsrätin der Gottlieb-und-Adele-Duttweiler-Stiftung zur Verfügung. Erst im letzten Jahr trat Hug von dieser Position zurück.
Der frühere Chefredaktor des «Migros-Magazins», Hans Schneeberger, traf Charlotte Hug immer wieder an vielen Anlässen. «Eine kleine, zierliche Frau, die relativ wenig in der Öffentlichkeit sprach», beschreibt Schneeberger die Journalistin. Das Deutsch habe ihr nie gefallen. «Wer sich mit ihr wirklich unterhalten wollte, musste sich des Französischen befleissigen.»
Der 59-Jährige, der 14 Jahre lang publizistisch das «Migros Magazin» verantwortete und Ende Jahr frühpensioniert wird, ist voll des Lobes für Hug: «Sie hatte immer etwas Unnahbares und eine unglaubliche persönliche Disziplin.» So gab es keinen offiziellen Anlass, den sie «geschwänzt» hätte, obwohl sie sich dies in ihrem Alter problemlos hätte leisten können, wie Schneeberger ausführt.
«Ihre äussere Erscheinung war immer tadellos.» Mit den Jahren habe sie etwas gebrechlich gewirkt, weshalb sie meist von ihrem Mann begleitet wurde. «Aber auch in den letzten Jahren war sie nie abwesend, kam nie eine Minute zu spät.»
In Ihrer Funktion als Stiftungsratsmitglied kämpfte sie offenbar immer leidenschaftlich und hartnäckig für die soziale und gesellschaftliche Verantwortung der Migros. «Ihr Bild der Migros war auch in den späten Jahren geprägt von der rebellischen Firma des Aufbruchs der Nachkriegszeit, es war nicht dasjenige des heutigen Milliardenkonzerns», so Schneeberger.