Unter dem Deckmantel der Libertinage wird in Frankreich gerne auch für sexuelle Gewalt als vermeintliche «Spielart der Erotik» Partei ergriffen.
Die Beteuerungen der Kulturelite lauten bisher immer ähnlich: «Damals, da war alles normal». Damit ist aber spätestens seit den Veröffentlichungen von Camille Kouchner («La Familia Grande») und Vanessa Springora («Die Einwilligung») Schluss. In den letzten Tagen wurde bekannt, dass der LFI (la France insoumise) gehörende Adrien Quatennes seine Frau geohrfeigt und sein Kollege, der Grüne Julien Bayou, seine Ex-Partnerin sexistisch belästigt haben soll. Beide fordern den Schutz der Privatsphäre, beide mussten sich von ihren Funktionen zurückziehen.
Die Vorwürfe gegen die Politiker stehen in einer Reihe von französischen Skandalen. Mit dem Hashtag #MeTooPolitique werden Grössen der französischen Medien- und Politszene geoutet. Die Männer solidarisieren sich mittlerweile, der Chef der LFI, Jean-Luc Mélenchon, verurteilte den «medialen Voyeurismus».
Diese Macho-Parteinahme könnte, schaut man auf die erbitterten Reaktionen im Netz, Mélenchon noch sehr teuer zu stehen kommen.