Eine externe Stelle soll Medien an ihre Verantwortung erinnern, zur Rechenschaft ziehen und somit auch kontrollieren: «Radar Medienkritik Schweiz», so nennt sich das gemeinsame Forschungsprojekt der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Chur.
«Radar, Kontrolle, Verantwortung, Rechenschaft»: Das sind Schlagwörter, die in erster Linie mit Staat oder mit der Polizei in Verbindung gebracht werden. In diesem Fall steht der Staat nur indirekt hinter dieser «externen Medienkontrolle» der fünften Gewalt, nämlich durch die Projektförderung über den Schweizerischen Nationalfonds (SNF).
«Radar Medienkritik Schweiz» geht davon aus, dass Medienkritik «gesellschaftlich äusserst relevant» ist: Daher brauche es eine Fremdbeobachtung der Medien, die publizistische Medien und deren Leistungen für die Gesellschaft beschreibt und sie bewertet.
Dafür arbeitet das Forschungsprojekt mit dem Suchtool «Weblyzard», mit dessen Hilfe medienkritische journalistische Beiträge ausfindig gemacht werden sollen: Ein dafür entwickelter Algorithmus entscheidet, ob ein Artikel «medienkritisch» oder «nicht medienkritisch» ist. Aufgeführt werden nur die «medienkritischen» Beiträge.
Nicht zuletzt soll es dieses Tool ermöglichen, der Medienwelt und deren Berichterstattung in einem spezifischen Fall ein Zeugnis auszustellen: Haben Medien in ihrer Berichterstattung versagt? In welcher Zeitspanne wurde über ein Thema besonders oft berichtet? In welchem Kontext stehen die Berichte? Wurde positiv, negativ oder neutral berichtet? Solche Fragen soll «Weblyzard» beantworten können.
Zu den Quellen, die «Weblyzard» durchsucht, gehören neben den relevanten Onlineportalen auch Blogs oder Beiträge aus Social-Media-Kanälen wie Twitter oder Facebook, aktuell lediglich aus der Deutschschweiz. Solange das Projekt noch in der Forschungsphase steckt, können diese Quellen bedenkenlos genutzt werden.
Spätestens, sobald aus dem Suchtool ein ökonomischer Nutzen erzielt werden soll, stellt sich die juristische Frage nach der Quellennutzung und nach Nutzerrechten. Denn ohne die journalistischen Beiträge wird «Weblyzard» nutzlos.