Aserbaidschan zählt zu den Ländern mit den meisten inhaftierten Medienschaffenden weltweit. Emin Husejnow engagiert sich für seine verfolgten Landsleute. Seit 2014 lebt er als politischer Flüchtling in der Schweiz.
Ende August wird Bundeskanzlerin Angela Merkel Aserbaidschan besuchen. Das wäre eine Gelegenheit, den herrschenden Präsidenten Ilcham Alijew auf die Medienfreiheit anzusprechen. Um die ist es in dem zentralasiatischen Land nicht allzu gut bestellt.
Elf Journalisten und zwei Blogger sitzen in Aserbaidschan zurzeit wegen ihrer Arbeit im Gefängnis, wie Reporter ohne Grenzen (ROG) in ihrem Länder-Dossier dokumentiert. Die Haftbedingungen sind oft miserabel. So werden den Inhaftierten laut Menschenrechtsbeobachter manchmal selbst Medikamente vorenthalten.
Emin Husejnow kennt diese Zustände aus eigener Erfahrung. 2014 floh der aserbaidschanische Journalist in die Schweiz und erhielt politisches Asyl. Husejnow leitet das Institut für die Freiheit und Sicherheit von Journalisten (IRFS), das sich für verfolgte Reporter besonders aus Aserbaidschan einsetzt.
Als Reporter der Nachrichtenagentur Turan hatte Husejnow seit 2006 über Proteste gegen das aserbaidschanische Regime berichtet. Kurz darauf gründete er das IRFS. In dieser Zeit wurde der kritische Journalist mehrmals angegriffen und 2008 vorübergehend festgenommen.
Als das Regime im Sommer 2014 massiv gegen Kritiker vorging, schlossen die Behörden die Büros seines Instituts und beschlagnahmten dessen Technik. Husejnow floh.
Und auch Menschen aus Husejnows Umfeld leben gefährlich: Rasim Alijew, der die Leitung des IRFS übernahm, wurde ein Jahr später ermordet. Husejnows Bruder, der Blogger Mehman Husejnow, sitzt seit März 2017 im Gefängnis, weil er sich gegen Misshandlungen durch die Polizei gewehrt hatte.
Selbst im Exil sind aserbaidschanische Regimekritiker nicht sicher. So wurde der Journalist Afghan Muchtarli im Mai 2017 aus dem Nachbarland Georgien, wohin er geflohen war, entführt und zurück in sein Heimatland verschleppt, wie der Klein Report berichtete.
Am nächsten Mittwoch steht Emin Husejnow in Berlin im Rahmen eines Pressegesprächs, das ROG organisiert, Red und Antwort.