Die Studentin Flavia Kleiner stiehlt in den Medien allen die Show. Das liegt nicht nur ihr selbst, wie die «Schweiz am Sonntag» in einem Beitrag feststellt.
Der pinkfarbene Mantel von Kleiner habe vor dem Berner Hotel Bellevue am Abstimmungssonntag in die Kameras geleuchtet. Die 25jährige Co-Präsidentin der Operation Libero, schaffte es nach dem Nein zur Durchsetzungsinitiative in alle Zeitungen. Die «Schweizer Illustrierte» begleitete sie ins Fünfsternehotel, «Das Magazin» hievte sie aufs Cover. In der «Arena» des SRF durfte sie in die erste Reihe. Und so bleibt der Eindruck haften: Die Operation Libero – eine Gruppe von Studenten, welche von der Masseneinwanderungsinitiative aufgeschreckt wurde – habe die SVP fast im Alleingang gebodigt. Unter der Führung von Flavia Kleiner, wie die «Schweiz am Sonntag» schreibt.
Dieses Bild kam zustande, weil die Operation Libero den Medien die perfekte Geschichte anzubieten hatte. Der «Dringende Aufruf» des früheren Chefredaktors Peter Studer gegen die Durchsetzungsinitiative sammelte zwar mehr Geld und erreichte per Mail und Facebook ähnlich viele Bürger.
Die SP dürfte über Facebook und dank Flyer verteilenden Aktivisten mehr Menschen an die Urne gebracht haben als die Operation Libero. Aber nur mit Flavia Kleiner liess sich der Abstimmungskampf im Nachhinein wie ein Märchen erzählen: die blonde junge Frau aus der Studentenbude im pinken Zaubermantel gegen den alten reichen Mann aus der Villa in Herrliberg.
Der «Tages-Anzeiger» merkte es als Erster. Nachdem die deutsche «Welt» den Artikel übernommen hatte, gab es kein Halten mehr: der pinke Mantel auf allen Kanälen.
FDP-Kampagnenleiter Matthias Leitner findet nur lobende Worte für Kleiner und ihre Mitstreiter. Aber er erinnert daran, dass die Zusammenarbeit über die Organisationen hinausging. Als Beispiel nennt er, dass das bürgerliche Komitee einen Teil der Kosten übernahm für die Werbung der Operation Libero in den Bahnhöfen.
Kleiners Politgruppe erreichte über Facebook und Twitter mit ihren Beiträgen Hunderttausende Wähler. Ihre Videobotschaften wurden bis zu 200 000-mal angesehen. Unermüdlich kämpften die Aktivisten gegen die Argumente der Befürworter und schrieben Hunderte Kommentare.
Daniel Graf, Experte für Politkampagnen, relativiert die Wirkung von Facebook und Twitter. «Viel wichtiger sind E-Mails, weil sie persönlich sind.» Eine wichtige Rolle hätten aber auch die klassischen Medien gespielt. Die grosse Mehrheit der Zeitungen schrieb negativ über die Durchsetzungsinitiative.