Content:

Montag
12.02.2018

IT / Telekom / Druck

Firmen-Apps sind für Blinde oft unausgereift, stellt die «SonntagsZeitung» fest. Die grössten Probleme macht der Menuknopf: Ausgerechnet er ist für Blinde aber oft völlig unbrauchbar, wie an den Beispielen der Stadt Winterthur, Swisscom und Flughafen Zürich sichtbar wird.

Alfred Rikli vom Schweizer Blinden- und Sehbehindertenverband wünscht sich, dass Vertreter seines Verbands bei der App-Entwicklung regelmässig als Experten beigezogen werden. Sehbehinderte nutzen Apps indem sie sich die Oberfläche durch ein im Betriebssystem des Telefons installierten Programms vorlesen lassen. Dabei sollte eine Computerstimme ihnen die Funktion und den Inhalt einzelner Tasten einer Applikation erklären.

Jedoch ertönt beim Anklicken des Menuknopfs oft nur ein nichtssagendes «Taste», so zum Beispiel bei der «Winterthur App» der Stadt Winterthur oder bei der Swisscom-App. «Meist führt genau dieser Knopf durch die App», so Luciano Butera, der als Experte bei der Entwicklung von Apps mitwirkt und selbst blind ist. Er erklärt weiter, dass ohne eine korrekte Audioführung er gezwungen sei, so lange auf dem Bildschirm seines Telefons herumzudrücken, bis er «oft per Zufall» irgendwie zu den gewünschten Informationen finde.

Andreas Friolet, stellvertretender Informationschef der Stadt Winterthur, teilte auf Anfrage der «SonntagsZeitung» mit, dass ein externer Partner die «Winterthur App» umgesetzt habe. «Es ist geplant den beschriebenen Mangel in der nächsten, für März vorgesehenen Version zu korrigieren.»

Ähnlich tönt es bei der Swisscom. Sprecherin Annina Merk teilte mit: «Dies ist ein Fehler in unserer App. Wir überprüfen das. Der Fehler wird spätestens im Rahmen dieses Prozesses korrigiert.»

Aber auch sonst gibt es weitere Hürden, welche Blinde in die Irre führen. Wollen sie beispielsweise bei der App des Flughafens Zürich wissen, wann der Flug von Air Malta mit der Nummer KM419 von Zürich Richtung Malta abhebt, suchen sie vergeblich, so die Zeitung. «In der vorgelesenen Liste der Abflüge findet sich nur der rätselhafte Flug `Kilometer 419`.»

Flughafen-Sprecherin, Rebecca Veiga, ist sich diesem Problem bewusst und sagte gegenüber der «SonntagsZeitung», dass sie diese Problematik erkannt haben und an der stetigen Verbesserung der Barrierefreiheit der App arbeiten würden.