Solothurn ist gerüstet: Die 45. Filmtage erwarten wieder Heerscharen von Cinéasten, Filmschaffenden, Medienleuten und Behördenvertretern. Vergangenes Jahr wurden 47 300 Eintritte gezählt. In diesem Jahr darf es ein bisschen mehr sein, denn die Filmtage erstrecken sich neu über eine ganze Woche (21. bis 28. Januar 2010). Klein-Report-Filmexperte Rolf Breiner sprach mit Ivo Kummer, Direktor des Kulturereignisses seit 1989 und nur ein bisschen älter als die Filmtage. Er feierte am Sonntag seinen 51. Geburtstag.
Klein Report: In fünf Jahren feiert Solothurn ein rundes Jubiläum, die 50. Filmtage. Sind Sie dann noch der Leitwolf?
Ivo Kummer: Das wird man sehen. Ich wage keine Prognosen mehr, ich hatte das einmal gemacht bei den 40. Filmtagen und bin immer noch da.
Die Filmtage wurden leicht verlängert, auf eine ganze Woche. Gibts mehr Filme?
Kummer: Man muss die Statistiken richtig lesen, was nicht immer geschehen ist. Es wurden mehr Filme eingereicht, doch es werden kaum mehr Filmminuten gezeigt als 2009, nämlich13 257 Minuten. Im vergangenen Jahr waren es 11 429 Minuten. Es gibt auch nicht mehr Aufführungen, denn das Spital fällt weg.
Die Filmvorführungen werden von einem dichten Rahmenprogramm, Treffen und Anlässen begleitet. Stillen Sie damit ein Bedürfnis, oder dient das Ganze mehr zur Imagepflege?
Kummer: Es ist eine lange Tradition der Filmtage, dass die Branche sich trifft und auch Filmpolitik betreibt. Für uns ist es wichtig, dass man nicht nur Filme zeigt und Filme anschaut, sondern auch diskutiert und dass man diese Plattform nutzt und Informationen an die Branche weitergibt.
Die Filmtage sind mit Preisen reich gesegnet, auch ohne die Schweizer Filmpreise. Man ist an der Aare kaum unglücklich darüber, dass dieser Anlass im März in Luzern stattfindet.
Ivo Kummer: Dieser Event war problematisch. Wir waren ja auch nur Koproduzent und hatten keinen grossen Einfluss. Wir sind nicht unglücklich über den Wegzug und haben die «Nacht der Nominationen» am 27. Januar. Ich glaube, die Filmtage haben mit dieser Nacht gewonnen.
Der Solothurner Preis, Prix de Soleure, entspricht eher Ihren Ambitionen.
Kummer: Dieser Prix ist in unserer Verantwortung, von der Nomination über die Zusammensetzung der Jury bis zur Verleihung.
Auf welches Ereignis in Solothurn freuen Sie sich besonders?
Ivo Kummer: Wichtig wird der Auftritt des neuen Bundesrats Didier Burkhalter. Er hat seine Präsenz in der «Nacht der Nominationen» angekündigt. Ich denke, dies ist eine Wertschätzung gegenüber der Akademie, die die Filmpreise nominiert.
Sind weitere Bundesräte zu erwarten?
Kummer: Die Bundespräsidentin Doris Leuthard ist bei der Eröffnung dabei. Das hat schon Tradition. Ruth Metzler wird kommen, vielleicht auch Moritz Leuenberger ganz spontan.
Internationale Koproduktionen wie beim «Grossen Kater» werden immer wichtiger. Ist das die Zukunft des Schweizer Films?
Kummer: Auf jeden Fall. Grössere Filme können kaum noch ohne ausländische Koproduktion entstehen. Ich behaupte sogar, dass zu einem grossen Teil das Ausland bestimmt, welche grösseren Filme in der Schweiz hergestellt werden.
Wie schätzen Sie überhaupt die Schweizer Spielfilmproduktion ein? Was wäre dringend zu verbessern?
Kummer: Es ist schwierig von Verbesserungen zu reden, wenn man nicht weiss, welche Projekte geschrieben, nicht gefördert oder nicht realisiert worden sind. Ich wage die Behauptung, dass mehr Eigenständigkeit in den Geschichten entwickelt werden sollte, dass man mehr Mut zum Risiko, bereits beim Schreiben, bei der Anlage des Films und natürlich bei der Förderung beweist. Ganz wichtig finde ich, dass man nicht nur grosse Budgets im Auge hat. Man kann auch mit weniger Geld starke Filme machen, die vielleicht nicht den grossen Kinoerfolg haben und ein kleineres Publikum ansprechen. Film ist doch Kunst, und Kunst darf auch von einer Minorität genossen werden und muss nicht unbedingt dem Mainstream entsprechen.
Ich höre daraus, dass Sie nicht für kompakte konzentrierte Förderung sind, sondern eher für punktuelle Förderung mit breiter Streuung.
Kummer: Absolut. Ich bin ein Gegner der Filmförderung mit dem Feuerwehrschlauch, ich ziehe halt die Giesskanne vor, auch wenn das nicht modisch ist und nicht im Trend liegt. Um die Vielfalt des Filmschaffens zu stärken und weiter auszubauen, sollte man dieses Prinzip vorziehen.
Haben Sie selbst als Produzent Filmvorhaben im Köcher?
Ivo Kummer: Wir arbeiten an zwei Dokumentarfilmen, der eine befasst sich mit Albert Anker, dessen 100. Todestag gefeiert wird, und ist gedreht. Ein anderer befindet sich in der Entwicklung, ausserdem arbeiten wir an einem Drehbuch für einen Spielfilm. Mehr will ich nicht verraten.
Was wird anders an den Solothurner Filmtagen: 45. Solothurner Filmtage: Mehr Filme, mehr Preise
Sonntag
17.01.2010



