Content:

Sonntag
01.02.2004

Das Archiv der Cinémathèque suisse steckt in argen Platznöten, und das 2000 lancierte Erweiterungsprojekt liegt beim Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL) derzeit auf Eis. Wenn die Erweiterung nicht bald erfolge, könnten gewisse Stücke im Archiv irreparabel Schaden nehmen, warnt Hervé Dumont, Direktor der Cinémathèque suisse gemäss der Nachrichtenagentur SDA. In der Februarausgabe des «Cinébulletin», der Zeitschrift der Schweizer Filmbranche, ortet Dumont dringenden Handlungsbedarf: «Die Filmrollen können nicht warten. Bei schlechten Aufbewahrungsbedingungen zersetzen sie sich», erklärt der Direktor. Die Lebensdauer des Filmmaterials würde halbiert. Der potenzielle Schaden lasse sich nicht beziffern, da das in der Cinémathèque gelagerte audiovisuelle Kulturgut weltweit einzigartig sei.

Im Archivzentrum von Penthaz VD lagern nicht weniger als 70 000 Kopien, davon sind 30 Prozent Schweizer Filme. Das 1991 eingerichtete Depot wurde 1998 von der Eidgenossenschaft gekauft. Es beinhaltet Regale in der Gesamtlänge von 23 Kilometern und weist ein Volumen von 20 000 Kubikmeter auf. Handlungsbedarf gibt es nach Darstellung des Cinémathèque-Chefs auch im Bereich der Photothek, die mit 80 000 seltenen Plakaten, zwei Millionen Fotos und 100 000 Farbdias zu den wichtigsten Sammlungen Europas gehört. Diese «echten Schätze» seien derzeit in ungeheizten Räumen zwischengelagert, Schimmel und Rost ausgesetzt.

Das Vorprojekt, ein Anbau von vier unterirdischen Etagen, steht, und die Unterstützung von Kanton Waadt und Gemeinde ist gesichert. Fehlt einzig das grüne Licht des BBL, um noch dieses Jahr mit den Bauarbeiten zu beginnen. Hemmschuh ist laut Dumont die Tatsache, dass die Cinémathèque von einer privaten Stiftung betrieben wird. «Wir erfüllen laut Filmgesetz eine landesweite Aufgabe und werden zu zwei Dritteln von der öffentlichen Hand finanziert», erklärt der er. Und: «Es gibt Tausende von Bibliotheken in der Schweiz, aber nur eine Cinémathèque.»